Vitamin D scheint ein Wundermittel zu sein, es hilft wahrscheinlich gegen Erkältung und manch andere Krankheit. Jetzt diskutieren Forscher, ob eine Pille mit Vitamin D den Menschen generell auf die Beine helfen könnte. Immerhin ist die Wirkung des körpereigenen Stoffesschon seit über 160 Jahren bekannt.
Die Entdeckung des Vitamin D
Entdeckt wurde das Vitamin D in einem Londoner Feldversuch des Jahres 1848, schwindsüchtigen Patienten wurde entweder Lebertran verabreicht, der das Vitamin enthält, oder nicht. Die Kontrollgruppe ohne Vitaminschub hatte leider Pech, die meisten dieser Patienten starben. Auch frische Luft und Sonnenlicht helfen traditionell angeschlagenen Personen, hierdurch wird ebenfalls Vitamin D gebildet, was der Körper zu 90 % selbst erledigt.
Das Vitamin unterstützt den Knochenaufbau, es hilft nicht nur bei der Tuberkulose-Bekämpfung, sondern beugt dieser sogar vor, und höchstwahrscheinlich ist es auch gegen Erkältungen wirksam. Eine in diese Richtung zielende Studie veröffentlichten japanische Ärzte im Jahr 2010, seither vermutet man, dass manche Wintererkältung auch oder vor allem auf den Mangel an Vitamin D zurückgeht.
Manche Forscher gehen noch viel weiter und trauen einer Pille mit dem Vitamin die Bekämpfung diverser weiterer Krankheiten zu, darunter Diabetes und Asthma, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und MS sowie Krebs. Amerikanische und kanadische Forscher vermuten, dass eine Pille mit Vitamin D jährlich 100.000 Krebsfälle in Nordamerika verhindern könnte.
Pille gegen die Erkältung?
Dass Vitamin D gerade gegen Erkältung helfen könnte, leiten Forscher aus der Evolution ab. Die blassere Haut der Menschen im Norden könnte dadurch entstanden sein, dass es ein evolutionärer Vorteil war, mehr UV-Licht über die Haut aufzunehmen, dadurch den Körper verstärkt Vitamin D bilden zu lassen und somit besser gegen Erkältungen und andere Krankheiten zu schützen.
Der Vitamin-D-Spiegel ist bei dunkelhäutigen Menschen tatsächlich niedriger. Daher plädieren Forscher für ein Versetzen von Lebensmitteln mit dem Vitamin, eine einfache Pille könnte auch helfen und möglicherweise Erkältungen vorbeugen. Natürlich sind alle anstehenden Hypothesen, wie immer, umstritten. Selbst vor einer Vitaminüberdosis warnen manche Ärzte, obgleich der Zusammenhang zwischen einem Mangel an Vitamin D und chronischen Krankheiten signifikant erscheint.
Der Einfluss auf die Knochen ist inzwischen unumstritten, bei anderen Krankheiten sind manche Forscher nicht so sicher. Das liegt auch am Aufbau der Studien, die den Vitaminmangel mit Krankheiten in Verbindung brachten, hier gibt es von mancher Seite Zweifel an der Methodik.
Der Enthusiasmus gegenüber einem Vitamin ist auch nichts Neues, vor einigen Jahren war Vitamin A der große Star, bis neuere Studien viele der Annahmen widerlegten. Auch Vitamin E hatte man viel Gutes zugetraut, schließlich mussten aber gar Versuchsreihen abgebrochen werden – Teilnehmer erkrankten offenbar nach dem Vitaminstoß an Prostatakrebs.
Daher werden nun Langzeitstudien begonnen. Erst an deren Ende – in frühestens fünf Jahren – könnte die Entwicklung einer Pille mit dem Wunder-Vitamin überhaupt beginnen.