Die Seniorenzahnmedizin ist ein Thema, mit dem sich leider noch viel zu wenige Zahnärzte beschäftigen. Doch gerade diesem Fachgebiet sollte viel mehr Aufmerksamkeit zu Gute kommen – schließlich ist der demographische Wandel hin zur Alterung der Gesellschaft eindeutig absehbar. Die zunehmende Gebrechlichkeit der Patienten und die Einbeziehung von Multimorbidität und Multimedikation werden immer relevanter für Therapieentscheidungen.
Seniorenzahnmedizin – ein stark vernachlässigtes Marktsegment
Viele Zahnärzte sind der Meinung, dass sie selbstverständlich ältere Patienten in ihrer Praxis behandeln würden – jedoch lassen sie diejenigen Patienten außer Acht, welche die Praxis nicht mehr aufsuchen können. Hausbesuche seitens der Zahnärzte erfolgen nur extrem selten und auch nur bei langjährigen Patienten. Ebenso ist die Zusammenarbeit mit Pflegeeinrichtungen dünn gesät.
Seniorenzahnmedizin verlangt vom Zahnarzt breit gefächertes Wissen
Doch die Seniorenzahnmedizin stellt hohe Ansprüche an einen Zahnarzt: Allein schon die Multimorbidität bei älteren Patienten erfordert eine interdisziplinäre Fragestellung vom behandelnden Zahnarzt. Dabei sind die Ansprüche der Patienten nicht niedriger angesetzt: Der Zahnarzt muss sich neben der Multimorbidität auch noch mit der Multimedikation auskennen. Außerdem sollten sich Zahnärzte Kenntnisse aus der Pflege-, Ernährungs- , Gesundheitswissenschaft und der Versorgungsforschung aneignen. Patienten wollen gerade dann zahnmedizinisch gut versorgt werden, wenn sie hilfs- oder pflegebedürftig sind. Dies sind Punkte, die Zahnärzte, die Seniorenzahnmedizin in ihrer Praxis anbieten, unbedingt berücksichtigen sollten.
Interdisziplinarität geht weit über das Fachliche hinaus
Ebenso muss ein Zahnarzt mit Seniorenzahnmedizin als Fachgebiet den Überblick darüber haben, wann der nächste Kontrolltermin seiner Patienten ansteht. Diese können einen Termin nämlich aus verschiedenen Gründen aus den Augen verlieren: Umzug, Krankenhausaufenthalte, Tod von Familienmitgliedern oder auch zunehmende Gebrechlichkeit. Der behandelnde Zahnarzt trägt deshalb die Verantwortung, Strukturen in seiner Praxis einzuführen, um diese Patienten direkt anzusprechen und sie an ihre zahnmedizinische Betreuung zu erinnern und sie auch wieder dafür zu interessieren.
Mit Hilfe der gezielten Ausbildung nachkommender Zahnärzte und durch Aktionen seitens des Gesetzgebers sollte ein viel größerer Fokus auf Seniorenzahnmedizin und somit auf eine optimale zahnmedizinische Versorgung älterer Patienten gelegt werden.