Männer unterscheiden sich von Frauen – und das nicht nur physisch. Nach über mehreren Jahrzehnten geschlechterunabhängigen Psychotherapien gibt es nun einen neuen Ansatz unter Psychotherapeuten: Auf die geschlechterspezifischen Bedürfnisse Hilfesuchender gezielter eingehen.
Müssen Psychotherapien geschlechterspezifisch sein?
Jenseits der Diskussion über die Gleichberechtigung der Geschlechter sowie deren Gleichstellung gibt es natürliche Tatsachen, die für eine Unterscheidung zwischen Männer und Frauen in bestimmten Bereichen sprechen, wenn nicht sogar zwingend notwendigmachen.
Gemeint sind dabei nicht allein die physischen Unterschiede im Körperaufbau, sondern vor allen Dingen auch psychische Aspekte. ‘Das ignorierte Leiden der Männer’ titelt die Onlineausgabe von SPIEGEL und spricht über den neuen Ansatz in der Psychotherapie, künftig Patienten nach ihrem Geschlecht einordend gezielter betreuen zu können.
Bemerkenswert ist dabei, dass sich dieser Ansatz erst jetzt zu etablieren scheint, wobei es schon seit vielen Jahrzehnten bekannt ist, dass Frauen nicht nur anders an psychischen Problemen leiden, sondern sogar seelische Erkrankungen erleiden können, mit denen Männer erst gar nicht in Berührung kommen können.
Als Beispiele nennt der SPIEGEL die Depressionen während der Schwangerschaft sowie solche Depressionen, die kurz vor der weiblichen Regelblutung eintretten.
Männliche Patienten mit Depressionen brauchen Psychotherapeuten mit “Männerverständnis”
Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch bei den Männern ab. Sie leiden dabei weniger an speziellen, nur Männer betreffenden Belastungen, sondern reagieren auf diese auch anders, als es Frauen tun würden. Viele Männer versuchen, ihr Leiden durch vermehrten und gesundheitsbedenklichen Alkoholkonsum zu ‘ertränken’.
Das, was eine geschlechterspezifische Psychotherapie gerade für Männer so wichtig werden lässt, ist laut dem SPIEGEL der Umstand, dass Männer ihre seelischen Probleme oftmals nicht zugeben wollen und sie erst gar nicht einsehen können. Wie gefährlich eine unbehandelte Depression sein kann, zeigen Statistiken über Suizide: Drei Viertel aller Suizide werden von Männern begangen.
Allerdings stellt sich das Problem, dass nicht wenige Psychotherapeuten sich weigern, geschlechterspezifische Therapien anzubieten oder auch nur Rücksicht auf das Geschlecht ihrer Patienten zu nehmen. Es ist dabei nicht etwa Gleichgültigkeit, die eine Rolle spielt, sondern der Umstand, nicht immer recht zu wissen, was eine geschlechterspezifische Beratung auszusehen hat.