Podiumsdiskussion zur Annäherung zwischen PKV und GKV

Der 8. Gesundheitswirtschaftskongress fand am 29. und 30. August 2012 im Hotel InterContinental Hamburg statt. Das jährliche Top-Treffen der deutschen Gesundheitsbranche bringt nicht nur hochrangige Politiker, Spitzenmanager und medizinische Experten an einen Tisch, sondern widmet sich den aktuellen Themen und dem gesamten deutschen Gesundheitssystem auch mit intensiven und kontroversen Diskussionen.

Einen ersten Höhepunkt gab es gleich am ersten Kongresstag: die seit längerem kriselnden Beziehungen zwischen GKV und und PKV besetzte der Kongress mit der Podiumsdiskussion ‚Krankenversicherung vor dem Umbruch – GKV und PKV vor Kernschmelze oder Urknall?‘

Die Zukunft der privaten Krankenversicherung

Beitragserhöhungen, Sondertarife, Kostenverlagerung in das Alter, Vorteile für junge Mitglieder – die Diskussion um die PKV und das Gesundheitssystem hat in den letzten beiden Jahren erheblich an Zuwachs erfahren. Mittlerweile wechseln schon wieder viele Versicherte von der PKV zur GKV, weil sichmit zunehmendem Alter die Kosten für PKV-Mitglieder erhöhen.

Natürlich ist das eine Belastung für die GKV, die das Prinzip der Solidargemeinschaft fortführt. Prof. Dr. Norbert Klusen, Ex-Chef der Techniker Krankenkasse, sprach sogar von einer historisch falschen Entscheidung, mit der Zulassung der PKV dieses System zu unterlaufen.

Einig sind sich die Akteure lediglich in der Frage, dass die zugespitzten Zustände Veränderungen erforderlich machen. Der Verlauf der Podiumsdiskussion zeigte allerdings auch, dass die Vertreter der PKV die Kraft zur Erneuerung aus dem eigenen System heraus aufbringen wollen.

Angleichung von GKV und PKV

Was Kongresspräsident Prof. Heinz Lohmann bereits im Vorfeld des Kongresses als Prognose abgegeben hatte, nämlich den Trend zur Aufhebung der Unterschiede zwischen GKV und PKV, unterstützte auch der Direktor des PKV-Verbandes Volker Leienbach in der Podiumsdiskussion. Er konstatierte bereits etliche Kooperationen mit der GKV und wies auf die Bedeutung eines dualen Systems im Gesundheitswesen hin.

AOK-Chef Jürgen Graalmann stimmte immerhin zu, dass der Wettbewerb zwischen GKV und PKV für die Versicherten durchaus Vorteile gebracht hätte. Vorbehalte gegenüber der PKV müsse es nicht geben, wenn beide Systeme nach gleichen Grundbedingungen funktionieren würden.

Der Konsens unter den Diskussionsteilnehmern erhielt unverhofften Auftrieb, da der Geschäftsführer der FDP-Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag, Heiner Garg, unverhohlen den Ausstieg junger Menschen aus dem Solidaritätsprinzip befürwortete. Einig war man sich dann zuletzt in der Feststellung, dass das deutsche Gesundheitssystem weltweit eines der leistungsstärksten ist.