Die Tore der Werkshallen von Opel in Bochum sind geschlossen, hier werden in Zukunft keine Fahrzeuge der Firma Opel mehr hergestellt. Luidger Wolterhoff, der Leiter der Bochumer Arbeitsagentur, findet dazu die weniger einfühlsamen Worte: „Was hilft es, wenn man verpassten Chancen nachweint. Besser, man analysiert das Problem und richtet dann den Blick nach vorn.“ Dennoch berühren ihn die teilweise verzweifelten Geschichten der Mitarbeiter, so Spiegel Online: „Einige der Gespräche gingen einem doch sehr nahe“.
Mehr als 10 Jahre lang haben die Mitarbeiter von Opel um das zweitgrößte Werk des Autobauers in Bochum gekämpft – doch sogar das letzte Aufbegehren in Form eines Ganges vor Gericht scheiterte letztlich. Nach dem Zapfenstreich der letzten Tagschicht heute werden die Maschinen endgültig still stehen. Viele von ihnen sind bereits veräußert und warten auf ihre Demontage und den Abtransport.
Die Abfindungssummen der Opel-Mitarbeiter
General Motors (GM), die amerikanische Mutter von Opel, lässt sich die Abschwächung der Krise einiges Kosten, rund 550 Millionen € sind veranschlagt: Je nachdem, was die einzelnen Vertreter für ihre Mitglieder für Rechnungen ausstellten, bekommen nun ehemalige Opel-Angestellte durchschnittlich 125.000 € (IG-Metall) beziehungsweise 140.000 € (Konzern) als Abfindung ausgezahlt.
Zudem wurden großzügige Vorruhestandsregelungen vereinbart: Für jeden, der mindestens 55 Jahre alt ist, zahlt General Motors bis zum Vorruhestand 80 % des letzten Nettogehalts.
Für knapp 800 Menschen ist das profitabel, bekundet ein Sprecher von Opel. Für alle anderen räumt eine sogenannte Transfergesellschaft eine im Regelfall zweijährige, im Härtefall dreijährige Gnadenfrist ein, in der das Gehalt auf 80 % des letzten Gehalts zusammenschrumpft, zuzüglich aller Zulagen. Die Kosten tragen Opel und die Arbeitsagentur gemeinsam.
Die Zulieferer der Autositze hingegen schneiden deutlich schlechter ab. Ihre Abfindungssumme liegt bei durchschnittlich 18.000 €.
„Von dem viel beschworenen Facharbeitermangel nicht viel zu spüren“
Erschwert wird die Situation für die Zuliefer-Arbeiter zusätzlich dadurch, dass etwa 60 – 70 % von ihnen ungelernte Arbeitskräfte sind, die sich auf dem Arbeitsmarkt schwer tun werden, einen adäquaten Ersatz für die verlorene Tätigkeit zu ergattern. Die Opel-Mitarbeiter selbst hin hingegen größtenteils fertig ausgebildete Schlosser, Elektriker oder Werkzeugmacher, die auf dem Arbeitsmarkt noch immer stark nachgefragt werden.
Doch Luidger Wolterhoff ist skeptisch: „Von dem viel beschworenen Facharbeitermangel ist im Ruhrgebiet nicht viel zu spüren“. Auch die Bindung an die Gegend selbst sieht er problematisch. Angebote gäbe es natürlich, doch „der Arbeitsmarkt ist nicht wie in Süddeutschland“.
Die prekäre Lage spiegelt sich auch in der Summe der erfolgreichen Vermittlungen durch die Arbeitsagentur wider: Nur 82 der 3.000 ehemaligen Opel-Mitarbeiter haben bis Ende November einen erfolgreichen Vertragsabschluss mit neuen Arbeitgebern vorweisen können.
Transfergesellschaft als Sicherheit für Betroffene wichtig
Den schleppenden Start kann sich Wolterhoff allerdings leicht erklären. Viele der ehemaligen Opel-Arbeiter bevorzugten die die Sicherheit der Transfergesellschaft und würden sich in deren sicheren Schoß nach einer Folgetätigkeit umsehen.
Die Gesellschaft fungiert so vielfach als Rückendeckung, da selbst bei Antritt eines neuen Jobs noch bis zu sechs Monate lang weiterhin von Opel und der Arbeitsagentur das Gehalt gezahlt würde. In besonderen Fällen wäre es sogar möglich, nach einem Scheitern innerhalb der Probezeit des neuen Jobs zur Transfergesellschaft zurück zu kommen.
„Die Werksschließung hat die Menschen zutiefst verunsichert“, so Wolterhoff. Nach Schätzungen eines der Mitglieder des Betriebsrates werden etwa 2.500 der 3.000 Mitarbeiter in der Transfergesellschaft Zuflucht suchen. Einige davon werden im Ersatzteilzentrum eine neue Arbeitsstelle finden können, welches auf dem Werksgelände bleiben soll. Andere werden in dem 2016 ansiedelnden DHL-Paketzentrum unterkommen.
Wer bis dahin allerdings keinen neuen Arbeitsvertrag vorweisen könne, für den sähen die Chancen lauf Wolterhoff schlecht aus. „Nach sechs bis neun Monate dürften die Chancen rapide sinken, einen qualifizierten Anschluss-Job zu finden“.