Die Zahl der Arztbesuche ist in den letzten Jahren auf 10 Besuche pro Jahr zurückgegangen, wie eine Studie des Deutsche Instituts für Wirtschaftsforschung ergab. Wird diese Entwicklung durch die Abschaffung der Praxisgebühr wieder umgekehrt?
Lange wurde darüber diskutiert, wie Patienten davor abgehalten werden könnten,”unnötig€˜ Ärzte aufsuchen. Ziel war, die Kosten des Gesundheitssystems zu minimieren, indem medizinisch nicht notwendige Arztbesuche ausbleiben – vor allen Dingen kostenintensive Facharztbesuche.
Eine Maßnahme, die bis zum Jahresanfang durchgesetzt wurde, war die Praxisgebühr. Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) waren dazu verpflichtet, quartalsweise zehn Euro als Praxisgebühr zu entrichten.
Praxisgebühr als Mittel gegen”unnötige€˜ Arztbesuche
Verfolgt wurden damit gleich zwei Ziele. Erstens sollte der Hausarzt als erste Anlaufstelle etabliert werden. Patienten, die zu Fachärzten weitergeleitet werden wollten, benötigten eine Überweisung, die ihnen ihr Hausarzt ausstellte, um beim Facharzt nicht erneut die Praxisgebühr entrichten zu müssen.
Andererseits sollten mit diesem Schritt gleichzeitig die für die GKV kostenintensiven Facharztbesuche minimiert werden. Die zehn Euro sollten insoweit als Hemmschwelle für doppelte (Fach-)Arztbesuche wirken.
Die private Krankenversicherung (PKV) dagegen kannte eine Praxisgebühr nicht: Privat versicherte Patienten mussten eine solche Zusatzgebühr nie entrichten.
Zahl der Arztbesuche deutlich gesunken
Zu Beginn des neuen Jahres wurde aber die Praxisgebühr – mutmaßlich als Trotzreaktion des Bundesgesundheitsministers Daniel Bahr wegen der anhaltenden Blockadehaltung der GKV bei der Rückzahlung von Versichertenbeiträgen – wieder abgeschafft. Nun stellt sich die berechtigte Frage, ob die Zahl der Arztbesuche durch die Versicherten wieder steigen wird.
Experten, die dies verneinten, fühlen sich durch einen Bericht der BILD bestätigt. Die Tageszeitung berichtete nämlich Bezug nehmend auf die Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, dass die Zahl der Arztbesuche der Deutschen seit Mitte der Neunziger signifikant gesunken ist.
Während 1995 der Durchschnittpatient der GKV und der PKV jährlich 13 Mal einen Arzt besuchte, so liegt der Durchschnittswert inzwischen nur noch bei zehn Arztbesuchen. Den Grund für diese Entwicklung sehen die Experten allerdings nicht in der Praxisgebühr, die wegen ihrer zeitlich verzögerten Einführung als Auslöser ohnehin nicht infrage kommt, sondern in anderen Faktoren.
Die sich im Laufe der Zeit wesentlich verbesserte Versorgung durch den Arzt sowie das größere Angebot an nicht-verschreibungspflichtigen Medikamenten seien nach Meinung der Experten der Studie die ausschlaggebenden Faktoren.