71 europäische Geldinstitute mussten sich nun einem Stresstest unterziehen. Dabei konnten die meisten Banken gute Ergebnisse erzielen und die Eigenkapitalquote und den Mindestreservesatz einhalten. 4 Banken aber zeigen noch immer mangelhafte Ergebnisse.
Die europäischen Banken sind nach Auffassung von Experten inzwischen deutlich krisenfester. Bei einem neuen Stresstest, an dem 71 Geldinstitute teilnahmen, konnten fast alle die geforderten Mindestreserven nachweisen. Nur 4 Banken fielen durch, darunter Monte dei Paschi aus Italien und die Bank of Cyprus. Insgesamt ist die europäische Bankenlandschaft damit merklich krisenfester als noch vor einem Jahr.
Alle teilnehmenden deutschen Banken konnten die notwendigen Mindestreserven nachweisen und gelten damit als krisenfest. Auch die beiden österreichischen Geldhäuser Raiffeisen Zentralbank und Erste Group offenbarten keinerlei Schwierigkeiten, die Vorgaben zu erfüllen.
Die Europäische Bankenaufsicht (EBA) erklärte, an der geforderten Kapitalquote festhalten zu wollen. Einige Banken hatte zuvor eine Absenkung der derzeit 9 % der risikogewichteten Bilanzsumme betragenden Quote gefordert, um die Vergabe von Krediten zu erleichtern.
Eigenkapital deutlich gestiegen
Die EBA schließt aus dem Ergebnis des Stresstests, dass das europäische Bankensystem grundsätzlich belastbarer geworden ist. Insgesamt erhöhte sich das Kapital aller teilnehmenden Banken um 205 Milliarden Euro; allein die 27 Banken, deren Situation zuvor als besonders kritisch gegolten hatte, konnten ihr Kapital um 116 Milliarden Euro erhöhen und damit weitgehend die geforderten Mindestreserven vorweisen.
Durchschnittlich beträgt die Eigenkapitalquote 10,7 %, womit die von der EBA geforderten Mindestreserven um 15,5 Milliarden Euro übertroffen werden. Die 5 Banken, die 2011 als am wenigsten krisenfest gegolten hatten und noch eine Lücke von 13 Milliarden Euro decken mussten, erzielten beim aktuellen Stresstest sogar einen Überschuss von 9,6 Milliarden.
Experten loben Entwicklung
Michel Barnier, Binnenmarktkommissar der EU, lobte die aktuelle Entwicklung. Die finanzielle Konsolidierung stärke die Fähigkeit der Banken, die Realwirtschaft zu finanzieren, so Barnier. Die Entwicklung dürfe allerdings nicht zu dem Trugschluss verleiten, die Finanzkrise sei bereits überstanden.
Auch die EBA selbst begrüßte das Ergebnis des Stresstests. Andrea Enria mahnte an, das Kapital nun nicht wieder abfließen zu lassen, sondern den begonnenen Weg weiter zu gehen. Die Banken seien insgesamt in einer besseren Verfassung, um Geld in die Wirtschaft zu pumpen. Er kündigte an, von den Banken Pläne zu verlangen, die Basel-III-Vorgaben zu erfüllen; zum 31. Dezember 2011 hatten noch 199 Milliarden Euro gefehlt.