Politik erwägt Deckelung der Dispozinsen

Zwar möchte die Regierung den Banken die Höhe der Dispozinsen nicht vorschreiben. Doch einige grün und rot regierte Bundesländer reichen nun einen Antrag auf eine Begrenzung des Zinssatzes auf höchstens 9 % ein.

Mann, der ein Prozentzeichen mit beiden Händen nach unten drückt.

Der Wucher trotz Niedrigzinsphase soll nun endlich ein Ende haben: Mit einer gesetzlichen Obergrenze für Dispozinsen würden Überziehungszinsen von 12 % bis 15 % der Vergangenheit angehören.

Wer die Finanzmärkte in den letzten Monaten verfolgt hat, weiß es: Die Zinsen befinden sich auf einem Rekordtief. Noch nie war es für Banken so leicht, fast ohne Zinsen Geld zu beschaffen und dieses zu geringen Zinssätzen an ihre Kunden weiter zu verleihen.

Kunden hingegen werden durch die geringen Zinsraten motiviert, Kredite aufzunehmen; gleichzeitig haben Sparer in Anbetracht des geringen Guthabenszinses wenig Anreiz, ihr Geld anzulegen. So wird dem Markt dringend benötigtes Geld zugeführt, damit es zu einem Aufschwung kommen kann. Dies ist der Hintergrund hinter der Senkung des Leitzinses durch die EZB bzw. die Nationalbanken.

Doch dieses ausgesprochen niedrige Zinsniveau, das die Banken selbst beim Leihen von Geldern vorfinden, wird nicht in allen Bereichen an die Kunden weitergegeben: Bankkunden mit einem überzogenen Girokonto müssen nach wie vor einen Dispozins von durchschnittlich 12 % zahlen. Entgegen früherer Behauptungen erwägt die Politik nun doch, die Höhe dieses Dispozinses gesetzlich zu begrenzen.

Dispozins

Dispozinsen fallen an, sobald ein Bankkunde sein Girokonto überzieht. Sie liegen statistisch durchschnittlich bei 11,6 %, können aber bei einzelnen Banken beinah 15 % erreichen. Noch teurer wird es für Bankkunden, wenn sie ihr Girokonto über den vereinbarten Dispo-Betrag (in der Regel drei Monatsgehälter) hinaus überziehen – dann erreicht der Dispozins bis zu 20 %.

Dispozinsen werden taggenau und nur für die tatsächlichen Minusbeträge fällig – aber wer sich tief in den roten Zahlen befindet oder dauerhaft im Minus ist, für den sind die hohen Überziehungszinsen eine zusätzliche Belastung, die es noch viel schwieriger macht, wieder schwarze Zahlen zu schreiben.

Pläne einiger Bundesländer und Reaktionen

Einige von SPD und Grünen regierte Bundesländer bereiten nun einen Antrag vor, der den Dispozinssatz nach oben begrenzen soll, damit die günstigen Zinsen, die die Banken genießen können, auch im Dispozins berücksichtigt werden. Da der Zinssatz für den Dispokredit deutlich unter 9 % liegen sollte, sollte dies auch die Grenze sein.

Diesen Antrag möchten die betroffenen Länder bei der Verbraucherschutzministerkonferenz stellen. Dabei erhalten sie die Unterstützung der Verbraucherzentrale. Die Bundesregierung steht diesen Plänen ablehnend gegenüber und möchte die Banken in Hinblick auf die Höhe des Dispozinssatzes nicht einschränken.

Nicht nur vor diesem Hintergrund macht es für Bankkunden sicherlich Sinn, den Dispokredit durch einen anderen Kredit abzulösen – das bedeutet, einen offiziellen Kredit aufzunehmen, um den Minusbetrag des Girokontos auszugleichen. Damit können die geringeren Zinsen, die der normale Kredit gegenüber dem Dispozins aufweist, zur schnelleren Tilgung der Schulden genutzt und das Girokonto dauerhaft ins Plus gebracht werden.