Mikro-Kredite werden häufig von Existenzgründern als “Startschuss” für das eigene Unternehmen genutzt – und die Banken freuen sich über eine hohe Rückzahlungsquote.
Mikro-Kredite, die ursprünglich für die arme Bevölkerung in Entwicklungsländern konzipiert wurden, boomen inzwischen auch in Europa. Deutsche Existenzgründer nehmen den kleinen Kredit unter 10.000,- € ebenfalls gern auf, um ein Geschäft zu starten. Auch die Bundesregierung fördert inzwischen die Mikro-Kredite: Seit 2010 erhielten 6.000 Existenzgründer einen der kleinen Kredite.
Gründe für die Einführung von Mikro-Krediten
Dass Existenzgründer fast immer einen Kredit aufnehmen, ist eigentlich nichts Neues – dass es aber viel schwerer sein kann, eine sehr kleine Summe zu finanzieren, wissen viele Menschen nicht. Für eine klassische Bank ist der Mikro-Kredit (alles unter 10.000,- €) eine sehr unkomfortable Angelegenheit. Er verursacht Aufwand, ist mit den üblichen Risiken behaftet und bringt kaum Gewinn. Andere Finanziers wie Kreditvermittler oder P2P-Portale verfügen möglicherweise nicht einmal über eine ausgefeilte Strategie für kleine Darlehenssummen für Existenzgründer.
Denn Kleinkredite unterscheiden sich gravierend vom sehr niedrigen Verbraucherdarlehen, die schließlich auch schon in Summen unter 1.000,- € vergeben werden. Hier wird eine normale Einkommensprüfung vorgenommen. Der oft fest angestellte Kreditnehmer erhält danach seine niedrige Darlehenssumme.
Bei einem Existenzgründer würde gerade diese unkomplizierte Einkommensüberprüfung nichts bringen – er baut schließlich gerade eine Existenz auf. Es fehlt also eine Kalkulationsgrundlage für so eine niedrige Darlehenssumme.
Der Antragsteller selbst kalkuliert ebenfalls den Aufwand zur Erlangung eines niedrigen Kredites und schreckt sehr oft zurück: Bei der klassischen Bankenfinanzierung müssen umfangreiche Businesspläne nach einem genauen Muster vorgelegt, Sicherheiten und Bürgschaften gestellt werden. Das alles für vielleicht 5.000,- € bis 8.000,- €? – Da fragen wir doch lieber die reiche Tante.
Doch viele Existenzen in Europa werden mit so wenig Geld gegründet und irgendwo muss das Geld herkommen. Unter diesen Umständen musste ein neues, innovatives Finanzierungskonzept her, das es anderswo schon seit den 1970er Jahren gibt: der Mikro-Kredit.
Initiative der Bundesregierung
Die Europäische Kommission und die Bundesregierung riefen mehrere Initiativen ins Leben, um eine Finanzierungsform in Mitteleuropa – auch in den „reichen“ Ländern wie Deutschland, Frankreich und Italien – zu etablieren, die im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts in Entwicklungsländern wie Bangladesch erstmals praktiziert worden war. Dort nahmen arme Bauern, meist Frauen, winzige Kreditsummen auf und gründeten kleine Geschäfte, das Konzept etablierte sich äußerst erfolgreich in Asien und Afrika.
In Deutschland beauftragte die Bundesregierung die Bochumer GLS, eine sozial-ökologische Gemeinschaftsbank, die sich traditionell um wirtschaftlich sinnvolle Projekte kümmert, anstatt Anlegergelder an der Börse zu verspekulieren. Seit 2010 vergab sie 6.000 Mikrokredite, die Bundesregierung lässt zusätzliche Fördergelder in einen Fonds einfließen.
Inzwischen finanzieren mehrere deutsche Banken die Mikro-Kredite für Existenzgründer mit durchschlagendem Erfolg: Trotz mangelnder Sicherheiten und knapp formulierter Konzeptionen funktioniert die Finanzierung zu 99 %. So hoch ist die errechnete Rückzahlungsquote von Mikrokrediten.