Dank der Senkung des Leitzinses durch die EZB können Banken nun zwar günstiger Geld leihen. Allerdings entstehen dadurch Nachteile für Sparer. Doch deren Interessen vertritt derzeit niemand.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Anfang Juli den Leitzins gesenkt und damit zu einer Entlastung an den Finanzmärkten beigetragen. Sparer fragen sich nun, welche Auswirkungen diese Entscheidung auf ihr Vermögen haben kann und wie die Zinssenkung einzuschätzen ist.
Die EZB spielt mit dem Leitzins: Sparer sollten diese Zinssenkung kritisch betrachten
Grundsätzlich wird der Leitzins durch die EZB heruntergesetzt, damit Banken sich untereinander günstiger Geld leihen können. Inwiefern die Zinssenkung auch in der sonstigen Wirtschaft ankommen wird, kann noch nicht gesagt werden.
Zunächst einmal betrifft die Entscheidung der EZB vor allem Banken. Da diese insbesondere in Südeuropa unter einem „zu hohen“ Leitzins litten, bringt die Zinssenkung gerade für die dortigen Geschäftsbanken eine Entlastung. Sie können nun nach der Senkung des Leitzinses auf 0,75 % von ursprünglich 1,0 % deutlich günstiger an frisches Geld gelangen.
Dabei ist zu beachten, dass es nie zuvor in der Eurozone einen solchen niedrigen Leitzins gegeben hat. Fraglich ist aus Sicht der Sparer, ob sie nun mit einer höheren Inflation zu rechnen haben.
Leitzins für Sparer mittlerweile zu niedrig
In der Wirtschaft gilt grundsätzlich der Zusammenhang, dass mit niedrigeren Zinsen die Inflation zunimmt. Da Geld nun schlechter verzinst wird, ist es dementsprechend auch weniger wert. Was für Hauskäufer und alle anderen Kreditnehmer ein Vorteil ist, ist ein erheblicher Nachteil für Sparer. Deren Vermögen wird durch eine Inflation entwertet, da die Kaufkraft der Auszahlungen etwa aus Versicherungen in der Zukunft geringer ausfallen wird als zu dem Zeitpunkt, als die Beiträge geleistet wurden. Aus Sicht der Sparer ist deshalb die Frage zu stellen, ob die eigenen Investitionen noch einmal überdacht werden sollten und ob etwa eine Anlage in Immobilien sinnvoller wäre.
Sicher ist jedenfalls, dass Geldanleger derzeit bei der EZB keine Lobby haben und der Geldentwertung entgegensehen. Aktuell liegt die Inflationsrate bei 2 % und damit unterhalb der Grenze von 3 %, die in Europa nicht überschritten werden soll.
Da jedoch die Verzinsung etwa für Tagesgeld bei gerade einmal 1,36 % liegt (Stand: Juli 2012), haben die Geldanleger bereits jetzt einen realen Verlust zu verkraften. Beunruhigend ist zudem, dass trotz dieser Maßnahme auch der DAX in einer ersten Reaktion leicht an Wert verloren hat.