Auch 2011 konnte die private Krankenversicherung eine gestiegene Anzahl an Mitgliederzugängen verzeichnen. Doch auch die GKV stellte eine erhöhte Anzahl an Rückkehrern fest.
Die private Krankenversicherung (PKV) hat nichts an Attraktivität eingebüßt: Die Zahl der Zugänge steigt ständig an. Im Jahr 2011 betrugen die Nettozugänge – also die Differenz zwischen Zu- und Abgängen – 76.300 Personen.
Insgesamt 235.700 Versicherte wechselten 2011 von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in die private Krankenversicherung. Umgekehrt wechselten 159.400 von der PKV in eine gesetzliche Krankenkasse. Die Rückkehr in die GKV scheint nach Meinung ihrer Verbandsvertreter ebenfalls sehr beliebt zu sein; der Verband der privaten Krankenversicherung bestreitet das jedoch.
Private Krankenversicherung versus GKV
Verbände und Experten streiten seit Jahren, welches der beiden Systeme das effektivere und für die Versicherten günstigere sei. Der Trend hin zur privaten Krankenversicherung lässt sich jedoch nicht leugnen, und die Rückkehr zu einer gesetzlichen Krankenkasse ist wohl häufiger einem sinkenden Einkommen oder Arbeitslosigkeit geschuldet. Denn beim Unterschreiten der Pflichtversicherungsgrenze von 50.850,- € (Stand 2012) erfolgt eine Zwangsversetzung in die GKV für Arbeiter und Angestellte.
Wo es die Menschen jedoch schaffen, wechseln sie lieber freiwillig in die private Krankenversicherung. Dieser Wechsel wurde mit der Gesundheitsreform des Jahres 2009 erleichtert. Seither genügt ein einziges Jahr, in welchem die Versicherungspflichtgrenze überschritten wird, um in die private Krankenversicherung zu wechseln (vorher drei Jahre).
Auch das Jahr 2011 weist wieder gegenüber dem Vorjahr ein leichtes Plus an Wechslern auf. Doch auch die Rückkehr in die gesetzlichen Krankenkassen nimmt zu, denn diese Zahl stieg ebenfalls an: von 153.200 Versicherten im Jahr 2010 auf 159.400 im Jahr 2011. Wie das zu erklären ist? – Mit viel Bewegung im System. Entscheidend ist der Nettozuwachs bei der privaten Krankenversicherung.
Interpretation der Rückkehr zur gesetzlichen Krankenversicherung
Branchenvertreter der gesetzlichen Krankenkassen, zum Beispiel von der TK oder der Barmer GEK, deuten die steigende Zahl der Rückkehrer zur GKV zu ihren Gunsten. Das PKV-System sei längst nicht so vorteilhaft wie stets angepriesen.
Der PKV-Verband hingegen interpretiert die Rückkehr ganz anders: Sie sei allein durch die Rechtslage begründet. Arbeitnehmer mit einem unter die Versicherungspflichtgrenze sinkenden Gehalt hätten gar keine Wahl, ebenso wie Arbeitslose.
Die Diskussion ist durch weit mehr als nur Eitelkeit oder gesunden Wettbewerb begründet. In Wahrheit geht es um die Bürgerversicherung, die SPD und Grüne, inzwischen sogar Teile der Union einführen wollen. Damit würde das bisherige System der Zweiteilung faktisch abgeschafft.