Zahlreiche Hausbesitzer überlegen nach wie vor, ob sie in eine Solaranlage investieren sollen oder nicht. Die Einspeisevergütung sinkt immer mehr, zudem gab es aus dem FDP-geführten Wirtschaftsministerium unter Minister Rösler ab 2012 hierüber heftige Diskussionen. Es ging um die grundsätzlichen politischen Entscheidungen bezüglich einer fortgesetzten Solarförderung. Das hat viele Interessenten abgeschreckt. Rösler ist Geschichte, die FDP gibt es im Bundestag nicht mehr, bei der längerfristigen Planung einer Solaranlage sind aber die Zweifel haften geblieben. Wie ist die Thematik im Sommer 2015 zu betrachten?
EEG: programmierte Degression der Vergütung
Philipp Rösler, damaliger FDP-Vorsitzender, Bundesgesundheitsminister von 2009 bis 2011 und Bundeswirtschafts- und Technologieminister von 2011 bis 2013, war zweifellos nie ein kommunikativer Glückstreffer der Politik. Satiresendungen wie die “Heute Show” mit Oliver Welke erkoren ihn nicht umsonst zu ihrer Hauptzielscheibe für beißenden Politikerspott. Dabei hat er sowohl in der Gesundheits- als auch in der Wirtschafts- und Energiepolitik vieles sehr richtig gemacht, er konnte es nur nicht angemessen kommunizieren. Zur Degression der Einspeisevergütung des Stroms aus Fotovoltaikanlagen: Jeder interessierte Eigenheimbesitzer weiß, dass der ins Netz eingespeiste Strom aus der eigenen Solaranlage vergütet wird. Jeder wirtschaftspolitisch interessierte Deutsche hat im Laufe der Jahre mitbekommen, dass diese Einspeisevergütung sinkt. Aber nur ein Mensch hat sich aus dem Fenster gelehnt und lauthals von sich gegeben, dass das nötig sei, um diese Energieform wettbewerbsfähig zu machen. Rösler betrieb unter anderem damit politisches Harakiri, jedoch war diese Degression immer im EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) vorgesehen. Seit der ersten Fassung des EEG von März 2000 steht dort schon drin, dass die Einspeisevergütung sinkt, weil die Technologie wirtschaftlicher werden wird und muss – sonst kämen wir nie von Öl-, Kohle- und Atomstrom weg. Nur werden die sinkenden Vergütungssätze immer wieder dem Stand der Technik entsprechend ausgehandelt. Auch das stand von Anfang an im EEG.
Wie lohnt sich denn nun eine Solaranlage?
Die Einspeisevergütung – jeweils für 20 Jahre ab Inbetriebnahme der Anlage – beträgt seit 2012 für eine 30 kWp-Anlage auf dem Dach (übliche Maximaldimensionierung) 24,43 ct/kWh (etwas größere Anlagen, Freiflächen etc. geringfügig weniger), beim Selbstverbrauch bis 30 % erhält der Betreiber für diese Anlagenart 8,05 ct/kWh, bei über 30 % Selbstverbrauch sind es 12,43 ct/kWh. Diese Zahlen sind deshalb interessant, weil parallel dazu die Anschaffung von Akkus für die Solaranlage durch den Bund gefördert wird (über die KfW), die Kosten für die Anschaffung einer Anlage drastisch gesunken sind und damit langsam, aber sicher der Solarstrom auch mit diesen Fördersätzen zum konkurrenzfähigen Produkt gegenüber konventioneller Energie wird. So hat es die Politik sehr langfristig geplant, so ist es gekommen. Die Strompreise werden mittel- und langfristig keinesfalls sinken (Bundesdurchschnitt: um 28 ct/kWh), sodass mehr und mehr Anlagenbetreiber die Intention verfolgen, ganz oder in großen Teilen autark zu werden. Wenn sie die Anlage günstig errichten lassen, klappt das in der Investitions- und Förderphase (Dauer der Einspeisevergütung, Laufzeit des Kredits) zum Nulltarif, anschließend sind sie in der Gewinnzone. Eine Solaranlage hält deutlich über 25 Jahre. Man geht von einer Amortisation zu heutigen Fördersätzen in spätestens 8 bis 10 Jahren aus.
Sehen das die Investoren auch so?
Siehe oben. Die kontraproduktiven FDP-Diskussionen sind hängen geblieben, es bedarf also einiger Überzeugungsarbeit. Doch jedes Mal, wenn ein Aufschrei durch die Lande geht, weil Strom-, Öl- und Gaspreise wieder anziehen, besinnen sich Eigenheimbesitzer auf die gute Solaranlage, die sie nun endlich in Angriff nehmen sollten. Die Energiepreise blieben in jüngster Zeit durch den verfallenden Ölpreis relativ stabil, das dämpft ein wenig die Lust auf Solarinvestitionen. Doch der Ölpreis wird wieder steigen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Käufer einer Solaranlage sollten auf Qualitätssiegel und Garantieleistungen achten, 25 Jahre sind heute üblich.
Solarzubau: stabil auf niedrigem Niveau
Am 1. Juli 2015 gab die Bundesnetzagentur die Zubauleistung bei Fotovoltaik von Juni 2014 bis zum Mai 2015 bekannt, es waren 1.581 Megawatt. Nach diesem Wert richtet sich die Degression der Einspeisevergütung, die bis zum Korridor von 2,4 – 2,6 GW stabil bleibt, danach würde sie anziehen (die Vergütungssätze würden stärker sinken). Der Zubaukorridor wird nun deutlich unterschritten, jedoch bleibt der Ausbau der Solarenergie konstant, wenn auch auf niedrigem Niveau. Das bedeutet, bei den Eigenheimbesitzern und Gewerbetreibenden herrscht vorsichtiges Vertrauen in die Technik und ihre Förderung. Dieses Vertrauen gilt es auszubauen, vielleicht ist ja Sigmar Gabriel (SPD, derzeitiger Wirtschaftsminister) ein besserer Kommunikator als Rösler. Er hat sich nur zur Thematik noch nicht explizit geäußert.