Nahrungsmittelunverträglichkeit, ein Phänomen, das lange als Modekrankheit galt und belächelt wurde, scheint zu einer ernsthaften Volkskrankheit heranzuwachsen. Dass nicht nur ideologische Gründe hinter der Ablehnung vieler Nahrungsmittel stehen, beweisen die Reaktionen von Kindern. Denn diese essen eigentlich unbefangen, was ihnen schmeckt. Wenn ein Nahrungsmittel bei ihnen eine Allergie auslöst, muss an der Nahrungsmittelunverträglichkeit etwas dran sein.
Abneigung oder Nahrungsmittelunverträglichkeit?
Es gibt Vegetarier und Veganer, Menschen, die Fett und Laktose ablehnen, und es gibt tatsächlich Menschen, die Nüsse oder Kuhmilch nicht vertragen. Die Grenze zwischen Ideologie und echter Nahrungsmittelunverträglichkeit ist oftmals schwer zu ziehen – es sei denn, der Verzehr bestimmter Nahrungsmittel hat zeitnah tatsächlich die Symptome einer handfesten Allergie ausgelöst. Gehen die Betroffenen dann zum Arzt, wird die Unverträglichkeit gegen bestimmte Inhaltsstoffe der Nahrung amtlich bescheinigt. Hier ist keinerlei Ideologie zu unterstellen.
Viele der Betroffenen wussten nichts von ihrer Nahrungsmittelunverträglichkeit, mehr noch:Diese tritt, manchmal in höherem Alter, völlig unerwartet auf. Einen Heuschnupfen können Sie auch erstmals mit 50 Jahren bekommen. Dennoch ist entscheidend, was Menschen von sich und ihrer Gesundheit glauben. Mehr als 30 % der deutschen Erwachsenen glauben bei sich selbst an eine Nahrungsmittelunverträglichkeit und belegen dies mit entsprechenden Symptomen. Doch wie viele sind wirklich betroffen?
Fälle von Nahrungsmittelunverträglichkeit nehmen offenbar zu
Die Lebensmittelindustrie verzeichnet eine verstärkte Nachfrage nach bestimmten Nahrungsmitteln wie laktosefreien Produkten. Die Wissenschaft tut sich bislang mit der Einordnung schwer. Dass es eine sozusagen amtliche Nahrungsmittelunverträglichkeit gibt, steht außer Frage – aber nicht jede Unverträglichkeit ist gleich eine Allergie. Diese wird durch Antikörper ausgelöst, die etwa auf Kuhmilchproteine reagieren. Der allergische Schock kann daraufhin Atemnot, Kreislaufprobleme und im schlimmsten Fall einen Kollaps verursachen, der unbehandelt tödlich enden kann.
Es gibt aber auch nicht-immunologische Reaktionen, die manche Menschen durch das Fehlen bestimmter Enzyme kritisch auf bestimmte Nahrungsmittel reagieren lassen. Das wäre im medizinischen Sinne keine Allergie, wohl aber eine echte Nahrungsmittelunverträglichkeit.
Genaue Zahlen liegen im Jahr 2011 nicht vor, der Trend ist jedoch unverkennbar. Wenn Sie also jemanden bewirten, der bestimmte Lebensmittel kategorisch ausschließt und an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit leidet, sollten Sie das nicht als versponnene Idee belächeln.