Der große Run auf sie scheint ins Stocken geraten zu sein. Vor Jahren mit dem Ziel eingeführt, die weiter wachsende Rentenlücke auszugleichen, findet die Riester-Rente immer weniger Interessenten. 2012 wurden nur noch 610.000 neue Policen unterschrieben.
Fragt man Experten nach den Gründen für die sinkende Nachfrage, gehen die Antworten auseinander. Branchenvertreter, wie der Vorstandsvorsitzende der Allianz Leben, Markus Faulhaber, sehen in der negativen Berichterstattung seitens der Medien den Grund für das Übel.
Die sinkende Rendite bei Produkten der Riester-Rente aufgrund der aktuellen Niedrigzinsphase wird dagegen von Verbraucherschützern als die eigentliche Ursache für das zunehmende Desinteresse der Kunden angesehen.
Garantiezins auch bei Riester-Rente gesenkt
Kunden, die eine Riester-Rente vor zehn Jahren abgeschlossen haben, können sich dank höherer garantierter Zinsen auf eine Rente freuen, die doppelt so hoch ausfallen wird, wie für Kunden, die heutzutage Verträge unterzeichnen. Die zu erwartenden Überschussbeteiligungen werden die Verluste aus dem mehrfach gesenkten Garantiezins nicht auffangen können.
Kunden, die finanziell für ihren Ruhestand vorsorgen möchten, sollten trotzdem die Riester-Rente weiter im Auge behalten. Denn vergleicht man sie unter Berücksichtigung der staatlichen Zulagen mit herkömmlichen Vorsorgeprodukten, gehen Riester-Policen meist als Sieger vom Platz. Das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) kommt in einem Vergleich auf eine Gesamtrendite von 3,2 % bis 6,8 %. Verträge ohne Zuschuss vom Staat können dagegen nur 2,6 % bis 4,3 % erzielen.
Berechtigte Kritik an Kosten und prognostizierter Lebenserwartung
Gerade in Zeiten, in denen am Kapitalmarkt nur geringe Renditen erzielt werden können, müssen sich die Versicherer Gedanken machen bezüglich der bestehenden Kostenstrukturen, um die Attraktivität der Riester-Rente zu erhalten. Abschlusskosten von bis zu 16,5 % sind nicht zeitgemäß.
Direktversicherer machen es vor, wie auch mit geringen Gebühren (beginnend bei ca. 1,6 %) der erforderliche Service und Beratungsumfang für die Kunden aufrechterhalten werden kann. Neben den teils überzogenen Kosten müssen sich die Anbieter insbesondere Kritik im Zusammenhang mit der für die Rentenprodukte unterstellten Lebenserwartung gefallen lassen.
Durch die versicherungsmathematisch angesetzten überdurchschnittlichen Alterserwartungen, sinkt die garantierte Rente. Unter diesem Gesichtspunkt kann auch die Aussage von Bert Rürup verstanden werden, der im Zusammenhang mit Rentenversicherungen von einer Wette gegen den Todeszeitpunkt spricht. Riester-Kunden müssen mindestens 76 Jahre alt werden, um aus dem abgeschlossenen Vertrag Profit zu schlagen, so die Berechnungen vom IVFP.