Das deutsche Gesundheitssystem gilt als eines der besten der Welt. Ob im Krankenhausoder in der Reha, die Patienten werden auf einem hohen medizinischen Niveau behandelt.
Im Ergebnis dessen gelingt es auch immer mehr älteren Menschen, nach schweren Operationen ihr gewohntes Leben im eigenen Zuhause weiterzuführen. Insbesondere ist dies der geriatrischen Reha zu verdanken.
Experten heben aber warnend die Finger. Viele Kliniken klagen über finanzielle Probleme. Einige, wie die Reha-Klinik Esslingen müssen sogar schließen.
Gesetzlich verankert: Reha vor Pflege
Im Sozialgesetzbuch kann es nachgelesen werden: Alle Möglichkeiten der Reha sind auszuschöpfen, bevor ein Patient ins Pflegeheim geschickt wird. Gerade nach schwerenHüftoperationen oder Schlaganfällen könnten viele ältere Menschen durch eine intensive Rehabilitation befähigt werden, ihren Alltag selbstständig zu bewältigen.
Dort, wo eine Krankenkasse im Rahmen der integrierten Versorgung die Behandlung im Krankenhaus, die Reha und ambulante Nachversorgung zeitnah miteinander verknüpft, gelingt dies auch. In vielen anderen Fällen sieht es dagegen schlecht aus.
60 % aller neuen Bewohner eines Pflegeheimes kamen im Jahr 2011 direkt aus einem Krankenhaus. Zu verantworten haben dies meist die Kliniken. Die Zahl schweren Operationenbei gebrechlichen Menschen steigt immer mehr.
Gleichzeitig werden diese Patienten immer schneller nach einer Operation entlassen. Und dies, ohne die erforderliche medizinische Rehabilitation eingeleitet zu haben.
Begründet ist dies in der aktuellen Finanzierung der Krankenhäuser nach sogenannten Fallpauschalen, also unabhängig vom Behandlungszeitraum und den einzelnen Leistungen pro Behandlungsfall. Nach denen reduziert sich der Gewinn der Klinik mit jedem zusätzlichen Behandlungstag.
Gesetzgeber ist gefragt
Und hier setzt die Misere der Reha-Kliniken ein. Die medizinische Versorgung der von Akut-Krankenhäusern kommenden Patienten wird immer teurer. Teilweise sind die älteren Menschen nach überstandener Operation noch nicht rehabilitationsfähig.
Gerade der Aufwand für die Pflege hat sich in den letzten Jahren in den Einrichtungen erhöht. Die Krankenkassen sind dagegen nicht bereit, diese gestiegenen Kosten in Form höherer Vergütungssätze auszugleichen. Das Gesetz haben sie dabei aktuell auf ihrer Seite.
Danach entscheidet die Krankenkasse über die Art und Dauer der Rehabilitation und ebenso über die Einrichtung. Da auch die Kassen einem gewissen Kostendruck unterliegen, genehmigen sie natürlich gezielt Rehabilitationsmaßnahmen in Häuser mit niedrigen Vergütungssätzen.
Und so passiert es dann, dass Häuser (wie die Reha-Klinik in Esslingen), die vor Jahren stolz als Vorzeigeprojekte präsentiert wurden, in absehbarer Zeit schließen müssen. Der Gesetzgeber ist daher gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Krankenkassen und Reha-Einrichtungen zu gleichberechtigten Verhandlungspartnern machen.