Die Kosten für Medikamente, die durch die Gesetzliche Krankenversicherung zu erstatten waren, sind 2011 wieder gesunken, was eine Trendwende nach einer siebenjährigen Preissteigerungsphase bedeutet. Das belegt der Arzneimittelreport, der im September 2012 vorgestellt wurde.
Gleichzeitig weisen die Autoren nach, dass Medikamente in Deutschland vergleichsweise teuer sind und die gesetzliche Krankenversicherung erheblich belasten.
Was zahlt die gesetzliche Krankenversicherung?
Bei Arzneimitteln müssen gesetzlich Versicherte zuzahlen, für viele Medikamente übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten grundsätzlich nicht. Rezeptfreie Arzneimittel zahlen die Patienten ebenso selbst wie Lifestyle-Medikamente, zum Beispiel Viagra. Lediglich bei Kindern und Jugendlichen macht die gesetzliche Krankenversicherung Ausnahmen, auch chronisch Kranke erhalten die Kosten für Arzneimittel erstattet, wenn sie anerkannten Therapiestandards entsprechen.
Die Patienten zahlen 10 % beziehungsweise mindestens 5,- € pro Packung dazu, aber nicht mehr, als das Medikament kostet. Das wird stark diskutiert, dennoch leistet die gesetzliche Krankenversicherung verhältnismäßig viel, denn Arzneimittel sind in Deutschland viel teurer als anderswo.
Das belegt der Arzneimittelreport alljährlich mit schöner Regelmäßigkeit. Erst 2011 zog der Gesetzgeber die Notbremse gegen die Preissteigerungen der Pharmaindustrie.
Arzneimittelreport für 2011: Einsparpotenzial entdeckt
Auch wenn der Arzneimittelreport für 2011 belegen konnte, dass die Kosten auf dem Arzneimittelsektor für die gesetzliche Krankenkasse gesunken sind, wurde ein immer noch gigantisches Einsparpotenzial von 7,8 Milliarden Euro nachgewiesen. Die Autoren des Arzneimittelreports hatten hierfür 784 Millionen Rezepte überprüft und die Preise für die Medikamente mit einem Preisspiegel der Niederlande abgeglichen.
Dort und in anderen Ländern Europas sind Originalmedikamente billiger, zudem könnte die deutsche gesetzliche Krankenversicherung auch bei Analogpräparaten, Generika und umstrittenen Medikamenten die Kosten deutlich senken. Immerhin wurde der Aufwärtstrend bei den Preisen gebrochen, nachdem 2011 das AMNOG (Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz) erlassen wurde und seither Wissenschaftler auch die Wirtschaftlichkeit der Medikamente überprüfen.
Die Pharmaindustrie kann seither in Deutschland nicht mehr wie gehabt ihre Preise frei festlegen. Der Effekt war sofort spürbar, schon im März teilte das Bundesgesundheitsministerium gesunkene Kosten um 1,17 Milliarden Euro mit.
Insgesamt hat die gesetzliche Krankenversicherung allerdings im Jahr 2011 mehr Geld ausgegeben, die Leistungen stiegen auf 185 Milliarden Euro, ein Plus von 2,3 %. Davon entfielen 17 % auf Arzneimittel.