Den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland wachsen ihre Ausgaben über den Kopf: Demnach droht jeder zweiten gesetzlichen Krankenkasse die Insolvenz, wie ein 250-seitiges Gutachten des wissenschaftlichen Beirates ermittelt hat. Das Handelsblatt berichtet, dass das Gutachten vier Monate lang unter Verschluss gehalten wurde.
Als Hauptgründe für die Misere der gesetzlichen Krankenkassen werden in dem Gutachten vor allem Schwächen im Finanzausgleich (gültig seit 2009) der gesetzlichen Krankenkassen verantwortlich gemacht.
Finanzausgleich deckt Kosten vieler Krankenkassen nicht
Das Problem: Durch den Finanzausgleich können die Ausgaben vieler gesetzlichen Krankenkassen nicht mehr gedeckt werden. Die Folge: Durch die Zahlungen aus dem Gesundheitsfonds hat sich ein Ungleichgewicht etabliert, das ein deutliches Gefälle innerhalb der gesetzlichen Krankenkassen offenbart. So bilanziert das Gutachten, dass es bei den gesetzlichen Krankenkassen solche gibt, die durch den Finanzausgleich bis zu ein Viertel mehr Gelder aus dem Gesundheitsfonds erhalten, als sie eigentlich benötigen. Auf der anderen Seite sind andere Krankenkassen defizitär: Ihnen droht die Insolvenz, weil sie zu wenig finanzielle Unterstützung aus dem Gesundheitsfonds für ihre Kranken bekommen.
Reformen im Gespräch
Experten sprechen sich nunmehr für eine Reform des Finanzausgleichs aus, um die bedrohten gesetzlichen Krankenkassen vor der Insolvenz zu bewahren: Es zeichnet sich ab, dass Gespräche zum Thema Einheitskasse konkretere Formen annehmen. Doch Pläne der Koalition, Veränderungen am Finanzausgleich vorzunehmen, lehnt das Gutachten laut Handelsblatt ab. Ziel der Koalition sei es, künftig bei den Kosten von Krankheiten statt bislang 80 nur noch 50 oder gar nur 30 Krankheiten zu berücksichtigen.