Der Jahreswechsel brachte für die Krankenversicherten aller Kassen einen Schock.Mitglieder der privaten Krankenversicherungen (PKV) sahen sich teilweise mit neuen Beiträgenkonfrontiert, die mehr als 10 % höher als bisher lagen. In Einzelfällen drehte die PKV sogar um 40 – 60 % an der Preisschraube.
Auch die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) haben ihre Beitragssätze zum Teil deutlich angehoben, wenn auch nicht ganz so stark wie die PKV. Jüngst sorgte auch noch dieneue Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) für einen Schock unter den Versicherten.Mitglieder der GKV zahlen dank der neuen GOZ künftig 6 % mehr. Mitglieder der PKV werden sogar 20 % mehr aufwenden müssen. Schuld ist vor allem die medizinische Inflation, erklärt die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV).
Die medizinische Inflation: doppelt so stark wie die normale Inflation
Der Ausdruck medizinische Inflation ist ein Spezialbegriff und beschreibt die Preissteigerungen im medizinischen Sektor. Diese lagen seit dem Jahr 2000 durchschnittlich zwischen 4 % und 5 %. Die medizinische Inflation ist damit doppelt so hoch wie die allgemeine Inflation. Laut DAV zahlten deshalb Mitglieder der PKV seit 2000 durchschnittlich 3,3 % höhere Beiträge jedes Jahr. Mitglieder der GKV mussten mit jährlichen Beitragssteigerungen von rund 3,1 % leben. Die restlichen Preissteigerungen sind auf Änderungen der gesetzlichen Grundlagen, wie beispielsweise der GOZ zurückzuführen.
Aber es sind nicht nur die erhöhten Zusatzkosten gewesen, die sich durch Änderungen der GOZ und anderer Gebührenordnungen ergeben haben, welche die medizinische Inflation in die Höhe trieben. Auch die Medikamente wurden teurer.
Die medizinische Inflation und ihre Ursachen
Das Problem für alle Mitglieder der PKV und der GKV ist der Umstand, dass diePreissteigerungen weitergehen werden. Eine wesentliche Ursache für die hohe Inflationsrate in der Medizin ist der demographische Wandel. Die Menschen werden älter und brauchen mehr medizinische Versorgung. Auch in Zukunft sei deshalb mit Preissteigerungen sowohl in der GKV als auch in der PKV zu rechnen, prophezeien die Experten.
PKV: Teuerungen durch Unisex-Tarife noch nicht vom Tisch
Auch wenn die EU Bestandskunden der privaten Versicherer zugesichert hat, dass die Unisex-Tarife keine Preissteigerungen für sie nach sich ziehen werden – ganz sicher, ob nicht doch noch Beitragsanpassungen oder Vertragsänderungen vorgenommen werden, kann man nicht sein. Dies liegt darin begründet, dass sich vor allem für Frauen ein Wechsel in die neuen Unisex-Tarife in den meisten Fällen lohnen würde. Die Folge: Eine deutliche Verschiebung der Mitgliederstruktur innerhalb eines privaten Versicherungsunternehmens. Um diese Entwicklung zu verhindern, müssen die privaten Versicherer sich etwas einfallen lassen.