Das Bundesverwaltungsgericht hat darüber entschieden, ob E-Zigaretten künftig als Arzneimittel einzuordnen seien, oder ob sie weiterhin frei verkäuflich bleiben sollen. Nach dem Urteilsspruch der Richter steht fest: die E-Zigarette bietet nicht genug medizinische Grundlage, um nur in Apotheken als Arzneimittel geführt zu werden. Den Richtern war Spiegel Online zufolge „der therapeutische Zweck und die genaue gesundheitliche Wirkung“ nicht ersichtlich gewesen.
Dieser Entschluss erspart den Herstellern von E-Zigaretten (elektronische Zigarette) langwierige und kostspielige Zulassungen, die ein Arzneimittel durchlaufen muss. Zudem werden die E-Zigaretten des Kunden weiterhin in jedem Tabakladen und anderen Geschäften zum Verkauf stehen und nicht ausschließlich in Apotheken verbannt werden.
Das Urteil der Richter konnte die kontroverse Diskussion um die gesundheitlichen Auswirkungen der E-Zigarette allerdings keinesfalls unterbinden – noch immer zanken sich Experten hinsichtlich der Frage, ob und in wieweit die E-Zigarette gefährlich für die menschliche Gesundheit sein könne und welchen Nutzen das Substitut zur gewöhnlichen Zigarette effektiv habe.
Verdampfen von Liquids: wie funktioniert die E-Zigarette?
Während die herkömmliche Zigarette den nikotinhaltigen Tabak verbrennt, funktioniert die E-Zigarette, indem sie Flüssigkeiten verdampft. Diese Flüssigkeiten werden als Liquids bezeichnet und können sowohl in mit Nikotin angereicherter Form gekauft werden, als auch nur mit Geschmacksstoffen versehen sein. Mithilfe einer kleinen Heizspirale im Körper der E-Zigarette wird das Liquid dann erhitzt und produziert Dampf, den der Konsument inhalieren kann.
Wo liegen die Vorteile der E-Zigarette im Vergleich zur gewöhnlichen Zigarette?
Dadurch, dass der Dampf der E-Zigarette deutlich weniger schädliche, krebserregende Stoffe enthält wie der Rauch einer normalen Tabak-Zigarette, ist der Konsum schonender für den Menschen. Das gesteht sogar das Deutsche Zentrum für Krebsforschung (DKFZ) der E-Zigarette zu, obwohl es eigentlich zu den vehementen Kritikern des Zigaretten-Substituts zählt. „Ein vollständiger Umstieg vom Rauchen auf E-Zigaretten kann wahrscheinlich das Gesundheitsrisiko senken“, lässt sich auch der Stellungsnahme entnehmen.
Argumente der Kritiker der E-Zigaretten
Die Befürworter der E-Zigarette bringen in Diskussionen immer wieder an, dass, wenn viele Menschen auf die E-Zigarette umsteigen würden, Krankheiten wie Lungenkrebs reduziert werden könnten. Auch wird betont, dass die E-Zigaretten Rauchern gar helfen könne, gänzlich von ihrer Sucht loszukommen. In wieweit der Dampf der E-Zigarette allerdings tatsächlich hilfreich ist, ist umstritten. Studien, die sich mit diesem Thema beschäftigen, kommen regelmäßig zu unterschiedlichen Resultaten.
Kritiker haben die Sorge, dass E-Zigaretten gar das komplette Gegenteil bewirken könnten: Durch Aromastoffe wie Apfel, Kirsche, Blaubeere bis hin zu Käsekuchen und Cola könnten besonders Jugendliche angelockt werden. Durch die Attraktivität sogar für Nicht-Raucher könne die E-Zigarette somit mehr Schaden anrichten, als Gutes im Sinne der Rauchentwöhnung zu bewirken. Umfragen bestätigten, dass zunehmend mehr Jugendliche die E-Zigarette testen, was auch dadurch begünstigt ist, dass noch immer keine einheitliche Regelung bezüglich einer Mindestaltersgrenze für deren Erwerb getroffen wurde.
Das Hauptargument der Gegner der E-Zigarette ist jedoch folgendes: E-Zigaretten sind erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit im Handel und infolge dessen seien Langzeitfolgen nicht abschätzbar. Die Forschung kann das Ergebnis des Konsums von E-Zigaretten nur prognostizieren, jedoch sind tatsächliche Langzeitrisiken ungewiss.
Welche Risiken des E-Zigarettenkonsums sind heute schon bekannt?
Trotz aller Unsicherheiten und wagen Vermutungen die Gesundheit betreffend sind bereits heute schon Schattenseiten der E-Zigarette bekannt. Zu den konkreten gesundheitlichen Bedenken zählt die Komponente des Nikotins, sofern er im jeweiligen Liquid enthalten ist. Denn unabhängig von der Form des Konsums (Rauch oder Dampf) macht Nikotin in beiden Fällen abhängig. Darüber hinaus schadet Nikotin der Gesundheit im allgemeinen, wird des Auslösens von Krebskrankheiten verdächtigt, fördert das Wachstum bereits bestehender Tumore und schadet in der Schwangerschaft sowohl der Mutter, als auch dem ungeborenen Kind.
Doch auch Liquids ohne Nikotinzusatz sind nicht nur reiner Wasserdampf, sondern vielmehr ein Cocktail verschiedener Chemikalien. Obwohl die Dosis der Kanzerogene in manchen Liquids und dem entstehenden Dampf nur gering war, gibt es dem DKFZ gemäß keinen Schwellenwert für die krebserregenden Stoffe. „Daher kann, besonders bei Dauerkonsum, eine Krebsgefährdung nicht ausgeschlossen werden.“
Darüber hinaus enthalten die Liquide der E-Zigarette größere Mengen der Chemikalie Propylenglykol, das auch für das Entstehen von Theaternebel eingesetzt wird. Seien Menschen diesem Stoff regelmäßig ausgesetzt, erhöhe sich dem DKFZ zufolge das Risiko für die Erkrankung an akuten und chronischen Atemwegreizungen. Was genau die Chemikalie besonders durch langfristige Inhalation durch die E-Zigarette im menschlichen Körper bewirkt, wissen Mediziner jedoch heute noch nicht. Diese Ergebnisse werden Langzeitstudien nur sukzessive liefern können.