Sie dachten eigentlich, Drogen überhaupt nicht geneigt zu sein und wollen damit auch nichts zu tun haben? Das mag auf Drogen im herkömmlichen Sinne durchaus zutreffen, doch mehr Lebensmittel als geahnt können einen berauschenden oder halluzinogenen Effekt haben. Ein Blick in die Küche:
Petersilie: Ähnlichkeit mit Ecstasy
Schon der Schriftsteller Robert Menasse bekannte sich als Fan der aufputschenden Petersilie. Während seines literarischen Schaffens kaute er nonstop auf den grünen Stängeln mit buschigen Blattwerk herum und bezeichnete ein vollendetes Buch scherzhaft als „Stoffwechselprodukt von exzessivem Petersilienkonsum“. Und dem ist tatsächlich so: der „Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen“ zufolge kann Petersilie in großen Mengen ähnlich mancher Drogen „leicht erregend, berauschend und eventuell leicht halluzinogen“ wirken.
Verantwortlich für diese Reaktion des Körpers ist ein Stoff in der Petersilie mit dem Namen Myristricin, dem psychoaktive Wirkung analog mancher Drogen zugeschrieben wird. Durch die Verwertung im menschlichen Körper entsteht dadurch eine Substanz mit halluzinogenen Effekten, die eine entfernte Ähnlichkeit mit der synthetischen Droge Ecstasy hat. Allerdings verweist das Lehrbuch auf „keine verlässlichen Angaben zur Dosierung“, damit die Petersilie diesen Effekt beim Menschen entfaltet.
Schon die benediktinische Nonne, Dichterin und Gelehrte Hildegard von Bingen betitelte die Petersilie nicht nur typischerweise als Heilkraut, sondern auch als psychoaktiv wirkend: „Im Geist des Menschen erzeugt sie Ernst“. Aber keine Sorge bei der Verwendung des grünen Krauts: Ein Mensch müsste etwa eine Petersilien-Plantage essen und somit einen Elefanten-Magen haben, um einen Drogenrausch zu bekommen.
Schokolade soll glücklich machen, Bananen enthalten Alkohol
Verzehrt man 30 bis 40 Bananen im Stadium der Überreife, enthalten diese soviel Alkohol wie andershalb Liter Bier. Bis die stimmungsaufhellende Wirkung dunkler Schokolade eintritt, muss ein Mensch etwa 250 bis 300 Tafeln essen, um die nötige Menge des darin enthaltenen Theobromin zu sich zu nehmen. Somit kann Schokolade nur schwerlich als Drogen-ähnlich bezeichnet werden.
Dennoch: dunkle Schokolade beinhaltet circa 3 bis 10 Gramm Theobromin pro Kilogramm, Vollmilchschokolade hingegen nur 0,6 bis 4 Gramm pro Kilo. Kakao enthält sogenannte, der Wirkung der Cannabis-Pflanze ähnelnde Anandamide, die ähnlich wirken wie deren Tetrahydrocannabiol (THC).
Mohn: unter Umständen so stark wie Morphin von Schmerzpatienten
Eine Mohn-Nascherei aus der Süßigkeiten-Abteilung kann unter ungünstigen Umständen eine so hohe Dosis Morphin enthalten, wie ein Arzt sie einem Schwerzpatienten zur Linderung starker Beschwerden verschreiben würde. Ein gesunder Mensch hingegen erfährt so keine Besserung seines Leidens, sondern erwartet Bewusstseins-, Atem- und Herz-Kreislauf-Störungen wie bei einer Überdosis Drogen.
Durch die heutzutage hochmoderne Erntepraxis enthalten die Kapseln des Schlafmohns, in denen das Morphin enthalten ist, unter die Mohnsamen, die die Hersteller zur Fertigung ihrer Lebensmittel verwenden. Diese Mengen können stark schwanken und laut Bundesamt für Risikobewertung (BfR) pro Gramm Mohn zwischen 3 und 330 Mikrogramm Morphium betragen. Im Durchschnitt enthielten Proben zwischen 10 und 100 Mikrogramm.
Die Emfehlung des BfR lautet daher: die unbedenkliche Höchstmenge Morphin pro Kilogramm Körpergewicht liegt bei 6,3 Mikrogramm Morphin pro Person. Ein 60 Kilogramm schwerer Mensch sollte somit nicht mehr als 0,38 Milligramm Morphin verzehren. Ab 200 Milligramm kann die Dosis tödlich wirken. Morphin ist ein elementarer Bestandteil der Droge Heroin.
Als akzeptable Menge bezeichnet das Bundesamt für Risikobewertung 50 Gramm Mohnsamen pro Tag pro Person. Mit einem normalen Stück Mohnkuchen ist das bereits erreicht! Schon bei 2 Stücken Mohnkuchen kann bei schlechter Verwertung eine polizeilicher Drogenkontrolle ausschlagen. Psychoaktiv jedoch wirkt diese Menge noch nicht. Ab dem vierten Stück jedoch (200 Gramm Mohn) jedoch können rauschähnliche Zustände auftreten – je nachdem, wie verunreinigt die Ernte war. Wissensinput am Rande: In Gefängnissen ist Mohn jeder Form verboten.
Muskatnuss: starke psychoaktive Wirkung
Die kleine, unscheinbare Muskatnuss, die in jeder besser bestückten Küche zu finden ist, macht den Rausch noch leichter: in entsprechender Dosis kann das Gewürz nicht nur den Kartoffelbrei verfeinern, sondern starke psychoaktive Wirkung entfalten – der Effekt vieler illegaler Drogen. Hilgegard von Bingen fand auch hier beschreibende Worte: „Die Muskatnuss hat große Wärme und eine gute Mischung in ihren Kräften. Und wenn ein Mensch die Muskatnuss isst, öffnet sie sein Herz, reinigt seinen Sinn und bringt ihm einen guten Verstand“.
Der Verzehr einer ganzen Nuss – etwa ab 5 Gramm – kann aufgrund ihrer Inhaltsstoffe Myristricin (siehe Petersilie), Elemicin und Safrol Halluzinationen und Euphorie hervorrufen. Bei Babys und Kleinkindern kann der Konsum einer ganzen Muskatnuss allerdings tödlich wirken und auch einem Erwachsenen sei vom Selbstversuch abzuraten, denn häufig sind die körperlichen Zeichen einer Überdosis der Muskatnuss nicht ein fröhliches Hochgefühl, sondern Erbrechen, Benommenheit, Übelkeit und Sprachstörungen, die schnell ins Krankenhaus führen können und den Effekt einer Überdosis Drogen haben.
Wie so oft gilt: Die Dosis macht das Gift!