Sparguthaben, Staatsanleihen und Tagesgeld-Konten können Aktien und Fonds im Hinblick auf das langfristige Chancen-Risiken-Verhältnis nicht das Wasser reichen. Und die Aussichten auf eine Zinserhöhung durch die EZB sehen momentan nicht vielversprechend aus.
2001 hatte Deutschland noch eine Aktionärsquote von 12,8 Millionen Anlegern, heute sind es nur noch 8,9 Millionen Menschen, die in den Aktienmarkt vertrauen. 3,9 Millionen Anleger haben dem erfolgsversprechenden Aktiengeschäft enttäuscht den Rücken gekehrt. Die Tendenz ist weiter fallend.
Um langfristig Vermögen aufzubauen, ist solch eine Wertpapier-Aversion und Börsenflucht natürlich fatal. Gerade in Zeiten immer weiter fallender Leitzinsen und Tagesgeldzinsen, die von der Inflation um ein Vielfaches überboten werden, ist die Börse noch immer das rentabelste Instrument, um Geld arbeiten zu lassen.
Anleihen und Sparbücher: keine Alternative mehr zu Aktien
Früher mögen (Staats-)Anleihen und Sparbücher eine Alternative gewesen sein, mit der der Börsenmuffel ebenso sein Vermögen hat wachsen lassen können, heute jedoch macht die Geldpolitik der EZB (Europäischen Zentralbank) solch eine Ausweichmöglichkeit zur Hölle des Sparers, denn es gibt praktisch keine Zinsen mehr! Der Kaufkraftverlust der Inflation entwertet Spar- und Bankguthaben viel schneller, als der mickrige Zins der Banken das Geld mehren könnte. Darunter zu leiden haben also alle, die sich gewissenhaft ein Poster für schlechtere Tage ansparen wollten.
Dennoch bleiben viele Deutsche dabei: Das Geld bleibt auf der Bank, die Börse wird als zu unsicher angesehen. Gottfried Heller, Vermögensverwalter, sieht den Grund in der Mentalität der Deutschen: Die Deutschen sind sehr ängstlich, vor allem, wenn es um ihr Geld geht. Festgeld oder Sparbucheinlagen halten sie für sicher, weil sie nicht schwanken. Aktien sind Teufelszeug, das es zu meiden gilt. Das sei schon zu Zeiten von Andre Kostolany, dem legendären Investor, so gewesen. Die Deutschen bringen sich mit ihrem übertriebenen Sicherheitsdenken um Rendite.
Nur langfristig könnte der Zins die Aktienrendite wieder übertrumpfen
Die Krux daran: Die Zinsen werden aller Voraussicht nach so bald nicht angehoben werden. Und selbst dann, wenn bei den Notenbankern eines Tages ein Umdenken stattfindet, wird sich der Zins nur langsam aufrappeln können. Bis der Effekt dann bei den kleinen Sparern ankommt, vergeht eine lange Zeit. Momentan jedenfalls sind Anlagen bei der Bank ein Minusgeschäft.
Renditen haben seit längerem nur Aktien einfahren können, weshalb Fondsmanager wie Christoph Bruns auf diese Anlage schwören. Die Deutschen haben einfach keine Aktienkultur. Es fehlt ihnen die Einsicht, dass Aktien eine gute Anlageform sind und es ohne Aktien auch gar nicht mehr geht. Natürlich erfordert das Aktiengeschäft eine gewisse Risikotoleranz und langfristiges Investieren. Doch die Verlustaversion scheint den Deutschen näher zu liegen, denn nicht einmal jeder siebte Deutsche investiert sein Geld in Aktien.
Aktien haben langfristig das beste Chancen-Risiko-Verhältnis
Der Erfolg der Börse ist in den letzten Jahren markant. Letztes Jahr konnte der Deutsche Aktienmarkt Index (DAX) um 24 % zulegen, das Jahr davor war der Höhenflug sogar noch größer. Auch, wenn Börsenmuffel davon nichts wissen wollen: Aktien haben nachgewiesenermaßen auf lange Sicht die größte Erfolgsquote.
Der entscheidende Punkt an Aktien ist aber genau das: Langfristigkeit. In kurzfristiger Betrachtung können Aktien erhebliche Schwankungen aufweisen, die Volatilität ist teilweise enorm. Doch langfristig sind bei den meisten Wertpapieren Gewinne und Vermögenssteigerungen die Norm. Zudem können Anleger neben dem Kursgewinn auch noch von satten Dividenden der börsengängigen Unternehmen profitieren.
Und selbst nach immensen Kurseinbrüchen wie nach dem Platzen der Internetblase, der Finanzkrise und der Schuldenkrise der letzten Jahren notieren die meisten Indizes nach einiger Zeit sogar höher als vor dem Absturz. Langfristiges Anlagen und das Aussitzen der Talfahrt haben den stressresistenten Anleger durch saftige Gewinne belohnt. Je länger der Anlagehorizont, desto profitabler für den Anleger, so schlussfolgert auch das Handelsblatt.