Laut dem renommierten Schlafforscher Göran Hajak, welcher die Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Bamberger Klinikum am Michelsberg leitet, verlangt der menschliche Biorhythmus nach einem kurzen Mittagsschlaf. Das typische mittägliche Tief nach dem Essen sei also nicht der Verdauung geschuldet, sondern genetisch bedingt.
Der ideale Mittagsschlaf
Dieser sollte nicht länger als 20 Minuten dauern, da der Körper sonst in die Tiefschlafphase fällt, wodurch das Erwachen und das Erlangen neuen Schwunges erheblich mehr Zeit erfordern würde. Ein ausgedehnterer Mittagsschlaf ist nur bei gestörter oder unzureichender Nachtruhe empfehlenswert.
Durch “Powernapping” erhalten Menschen neue Energie, fühlen sich frischer und sind leistungsfähiger. Dafür ist es nicht zwingend notwendig, tatsächlich zu schlafen, es genügen bereits einige Minuten tiefer Entspannung.
Mittagsschlaf reduziert Stress
Wenn der Körper gegen 13 oder 14 Uhr nach Erholung verlangt und man gegen die Müdigkeit ankämpft, so verursacht das Stress, welcher sowohl Körper als auch Seele belastet.Powernapping reduziert also die Beeinträchtigung der Lebensqualität durch Stress.
Rein statistisch gesehen, vermindert ein Mittagsschlaf sogar das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Bei einer Vergleichsstudie stellte sich heraus, dass sich unter den gesunden Menschen mehr Mittagsschläfer befanden als in der Gruppe, deren Mitglieder unter einer Herz-Kreislauf-Erkrankung litten.
Tabuisierung von Erholungsphasen
Optimal wären Ruheräume am Arbeitsplatz, wohin sich Mitarbeiter für einen Mittagsschlaf zurückziehen könnten, um dort kurzzeitig dem Stress zu entfliehen und neue Energie für die zweite Tageshälfte zu tanken. Zwar wurden solche Ruhezonen bereits in einigen Firmen sowie im öffentlichen Raum realisiert, doch stießen sie auf wenig Anklang.
In unserer Gesellschaft gilt es als faul, sich während des Tages auszuruhen oder gar zu schlafen. Auch in leistungsstarken Kulturen, wie beispielsweise Japan oder China, wo in der Vergangenheit ein Mittagsschlaf am Arbeitsplatz fester Bestandteil des Tagesablaufs war, ist ein regelmäßiger Mittagsschlaf mittlerweile kaum noch verbreitet.
Göran Hajak weist explizit auf die negativen Folgen von fehlendem Stressabbau und Entspannung hin: Er sieht das Risiko für Reizbarkeit, Depressionen, Produktionsfehler und Unfälle deutlich erhöht.