Ärzte, Kliniken und andere Leistungserbringer des Gesundheitswesens zahlen sich offensichtlich gegenseitig Fangprämien für die Überweisung von Patienten – so berichtete kürzlich die süddeutsche.de.
Die gesetzlichen Krankenkassen ermittelten in einer Umfrage, dass in 25 % aller Kliniken diese Praxis bekannt und durchaus gängig ist. Insider machen fehlende Kontrollen für die Fangprämien verantwortlich.
Das Prinzip der Fangprämien
Ärzte, die Patienten untersuchen – vielfach niedergelassene Allgemeinmediziner – schreiben im Zuge der Diagnose eine medizinisch durchaus berechtigte Überweisung zu einem Facharzt aus. Die entsprechenden Ärzte aus den Fachgebieten Orthopädie, Psychotherapie, Hals-Nasen-Ohren oder sonstiger Bereiche zahlen allerdings in vielen Fällen an die niedergelassenen Ärzte sogenannte Fangprämien, um entsprechend Patienten zugeschanzt zu bekommen.
Denselben Austausch nehmen Ärzte und Kliniken oder beispielsweise Apotheken und Hörgeräteakustiker vor. Die Martin-Luther-Universität Halle führte eine Umfrage zu Fangprämien durch, Auftraggeber war der Spitzenverband der GKV. Die Wissenschaftler aus Halle-Wittenberg befragten hierbei 600 niedergelassene Ärzte, 361 Leistungserbringer wie Sanitätshäuser und Apotheken, sowie 180 leitende Mitarbeiter von Kliniken.
Dabei kannten 25 % der Beschäftigten von Kliniken, 14 % der Ärzte und gar 50 % der sonstigen Leistungserbringer die Fangprämien für Patienten durchaus. Zulieferer wie etwa Apotheken schätzen den Anteil von Fangprämien für Überweisungen sogar auf knapp 70 %. Von den Hörgeräteakustikern bezeichnete ein Drittel die Praxis der Fangprämien als eklatant.
Kliniken geben und nehmen
In welche Richtung die Fangprämien jeweils fließen, ist nicht von vornherein festgelegt. Krankenhäuser erhalten Prämien von beispielsweise Pharmakonzernen dafür, dass sie bestimmte Medikamente und Hilfsmittel nutzen. Nach den Ergebnissen der Untersuchung betrifft das etwa ein Drittel aller deutschen Krankenhäuser.
Auch Unternehmen aus dem Gesundheitswesen wurden befragt, diese beklagten zu 75 % einen Schaden durch die gängige Praxis der Fangprämien. Denn der Wettbewerb wird durch das System erheblich verzerrt, dem Patientenwohl dürfte die Verschreibung und Überweisung nach finanziellen Prioritäten auch keinesfalls dienen.
Vor allem junge Arztpraxen und Firmen versuchen auf diese Weise einen Zugang zum hart umkämpften Markt des Gesundheitswesens zu erlangen. Auch Marktteilnehmer mit schwachem, finanziellem Hintergrund lassen sich leichter zu der illegalen Praxis verleiten.