Rentner, die seit 2005 keine Steuererklärung gemacht haben, müssen mit Post vom Finanzamt rechnen. Der Grund: Seit der letzten Steuerreform im Jahr 2005, die explizit das Alterseinkünftegesetz betraf, sind andere – meist höhere – Steuern auf die Renten zu zahlen. Dies ist vielen Ruheständlern noch nicht bewusst geworden. Die Finanzämter haben nun begonnen, die Fälle systematisch zu überprüfen.
Möglicherweise zwei Millionen Rentner betroffen
Lohnsteuerhilfevereine schätzen die Zahl der Rentner mit überfälliger Steuererklärung auf etwa zwei Millionen, die Höhe der häufig unbewusst hinterzogenen Steuern auf vielleicht 100 Millionen Euro – die Summe kann auch höher sein. Jedes Finanzamt prüft nun zunächst, bei welchem Rentner die Steuererklärung fehlt. Dann wird in manchen Fällen nachgezahlt, manchmal auch nicht, schlimmstenfalls jedoch wird geschätzt. Die Rentner sind sich kaum einer Schuld bewusst, den Systemwechsel haben viele von ihnen schlicht nicht verfolgt.
Das Bundesverfassungsgericht hatte die Regierung aufgefordert, Renten und Pensionen gleichmäßig zu besteuern, mit der Folge, dass nicht mehr nur der Ertragsanteil einer Rente – etwa 30 % – besteuert werden muss, sondern gegenwärtig 50 % mit steigender Tendenz, bis im Jahr 2040 die vollen 100 % erreicht werden. Allerdings gibt es Freibeträge, nur hatten mit der 2005er Reform viele Rentner diese schlagartig ausgeschöpft. Sie hätten fortan eine Steuererklärung abgeben und gegebenenfalls Steuern zahlen müssen.
Finanzämter: Moderne Vernetzung
Dass jedes Finanzamt seit dem Jahr 2011 seine Rentner anschreibt, hat etwas mit den neuen Steueridentifikationsnummern und der modernen Vernetzung zwischen der Deutschen Rentenversicherung, den landwirtschaftlichen Alterskassen, privaten Versicherern und weiteren Vorsorgeeinrichtungen zu tun. Die Daten werden seit einiger Zeit ausgetauscht. Jetzt ist ein Finanzamt relativ leicht in der Lage, die steuerlich relevanten Vorgänge zu prüfen.
Die aktuelle, breite Fahndung nach säumigen Rentnern wird sich wohl bis 2012 hinziehen. Letztlich werden wahrscheinlich alle Rentner erfasst. Zunächst konzentrieren sich die Ämter auf Fälle, bei denen es um höhere Summen geht. Auch Hotlines werden eingerichtet, denn es sind Bezieher sehr kleiner Renten ebenso betroffen – und viele der Rentner haben noch nie eine Steuererklärung abgegeben. Es wird empfohlen, sich Hilfe zu holen, schlimmstenfalls drohen Strafanzeigen wegen Steuerhinterziehung.