Eine Aufhebung der Trennung zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) fordert der Chef der Techniker Krankenkasse (TK), Norbert Klusen. Eine Möglichkeit dafür wäre die Umwandlung der gesetzlichen Krankenkassen in Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit (VVaG) oder Aktiengesellschaften. Die Zukunft der privaten Krankenversicherung (PKV) wird damit erneut diskutiert.
Gleiche Chancen für PKV und GKV
Im Grunde ging es TK- Chef Klusen um gleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen privaten und gesetzlichen Kassen. Das ging aus seinem Interview mit Financial Times Deutschland hervor. Die Trennung zwischen PKV und GKV habe erst zur unterschiedlichen Behandlung von Privat- und “Kassenpatienten” geführt – das müsse überwunden werden. Wenn die PKV unter gleichen Bedingungen wie die GKV um Kunden werben würde, wären laut Klusen die Chancen wesentlich besser verteilt.
Auch eine Zusammenarbeit zwischen beiden Kassensystemen kann sich der Chef der TK gut vorstellen. Der Vorstoß hätte, wenn er Realität würde, in der Tat große Auswirkungen auf dem deutschen Gesundheitssektor. Denn immerhin sind nur 8,9 Millionen Versicherungsnehmer Mitglieder in einer privaten Kasse, hingegen 72 Millionen gesetzlich versichert. Die Versicherungspflichtgrenze von 50.850,- € versperrt den meisten lohnabhängig Beschäftigten den Weg in die PKV.
Vorstoß in Richtung Bürgerversicherung?
Die Vorschläge von Norbert Klusen klingen sehr nach einer Bürgerversicherung. Sie zielen zumindest unterschwellig auch auf die Kritik an der PKV, die seit Anfang 2012 wieder einmal lauter geworden war. Enorme Beitragssteigerungen bei einigen Gesellschaften wurden ebenso thematisiert wie überhöhte Provisionen. TK-Chef Klusen hat als Fachmann allerdings auch die Hintergründe vor Augen – und diese könnten bei der PKV systemimmanent sein. Kostensteigerungen schlagen auf die Rendite durch, ärztliche Gebührenordnungen machen den Versicherern zu schaffen.
Dass der Chef einer Vorbild-GKV – als solche gilt die TK – Reformvorschläge unterbreitet, kann da nicht verwundern. Die PKV wehrt sich indes über ihren Verband gegen solche und ähnlich gelagerte Vorschläge. Das Thema dürfte im Wahlkampf große Brisanz besitzen, jedoch macht sich allein die schwächelnde FDP uneingeschränkt für das private Kassensystem stark. Experten sind allerdings der Auffassung, dass gerade die Konkurrenz von PKV und GKV dem deutschen Gesundheitswesen eher nützen als schaden würde.