Wer Hartz IV bezieht, bekommt vom Jobcenter immer weniger erstattet. Steht ein finanzieller Notfall an, muss man einen zinslosen Mini-Kredit beantragen. Dieses System stellt allerdings eine deutliche Mehrbelastung für den Steuerzahler dar.
Hartz IV ist nach wie vor das Schreckgespenst Nummer eins bei drohender oder bereits eingetretener Arbeitslosigkeit. Und immer mehr ALG II-Empfänger sind aufgrund schwerer finanzieller Engpässe auf die Aufnahme eines Kredits angewiesen.
Das Jobcenter als Kreditinstitut
Bezieher des Arbeitslosengeldes II haben die Möglichkeit, in kritischen Situationen direkt beim Jobcenter ein zinsloses Darlehen zu beantragen. Und die Zahl der Inanspruchnahmen eines solchen Kredits stieg im Jahr 2011 auf Rekordhöhe: Rund 18.400 Bedarfsgemeinschaften wendeten sich monatlich an ihre Jobcenter mit dem erfolgreichen Antrag auf einen Kredit. Die Höhe der Beträge beläuft sich dabei durchschnittlich auf 260 Euro – was eine Gesamtsumme von fünf Millionen Euro bedeutet.
Unvorhergesehene Ausgaben bedingen einen Kredit
Auch wer unter Hartz IV seine Ausgaben noch so gut im Griff hat, kann völlig unvermittelt in arge Bedrängnis kommen. Es sind ungeplante und unerwartete Ereignisse, die ein Loch in die Haushaltskasse reißen, das sich mit dem regulären Arbeitslosengeld nicht mehr stopfen lässt. Dabei kann es sich um Stromnachzahlungen handeln oder auch einfach um ein defektes Haushaltsgerät.
Da das Jobcenter z. B. für die Anschaffung einer neuen Waschmaschine nicht mehr einspringt, bleibt dem ALG II-Empfänger nur noch die Möglichkeit, einen Kredit aufzunehmen, den er in kleinen Raten zurückzahlen kann.
Hartz IV: teuer für den Staat
Obwohl das Angebot des zinslosen Kredits auf den ersten Blick hilfreich erscheint, darf nicht vergessen werden, dass es aufgrund der Rückzahlungsverpflichtung zu monatlichen Mehrausgaben führt. In sehr krassen Fällen wird die Rückzahlung daher gestundet, bis der Empfänger wieder eine Arbeitsstelle gefunden hat, obwohl laut Gesetz monatlich zehn Prozent des Regelsatzes geleistet werden müssten.
Gesellschaftlich tut sich jedoch ein ganz anderes Problem auf: Da die Gelder, aus denen die Kredite ausgeschüttet werden, aus Steuergeldern finanziert sind, steigen mit der wachsenden Inanspruchnahme der Kredite auch die staatlichen Ausgaben für das System Hartz IV.
Kosten steigen weiter
Während die Lebenshaltungskosten kontinuierlich steigen, bekommen ALG II-Empfänger unter Hartz IV kaum mehr Geld. Diese Tatsache lässt den Schluss zu, dass die Zahl der Kredite über das Jobcenter in Zukunft ebenfalls weiter ansteigen wird, zumal auch geforderte Bewerbungsunterlagen den Preiserhöhungen unterliegen und von den Jobcentern nur pauschal erstattet werden. Ein nennenswerter Rückgang der Darlehensaufnahmen im Jahr 2012 ist bisher nicht zu verzeichnen.