Laut Finanztest weigern sich viele Lebensversicherer, erwirtschaftete Überschüsse an ihre Kunden auszuzahlen. Doch damit wird deren Rendite deutlich geschmälert.
Anbieter von Lebensversicherungen versuchen jeden Trick, um so wenig Überschüsse wie möglich an ihre Kunden auszahlen zu müssen.
Wer eine Lebensversicherung abgeschlossen hat, erhält bei der Auszahlung nicht in jedem Fall die Rendite, die rechnerisch möglich gewesen wäre. Das hat Finanztest durch Stichproben ermittelt. Die Gesellschaften horten Reserven, anstatt die höchstmöglichen Gewinne durch Lebensversicherungen an die Kunden auszuschütten.
Reserven der Lebensversicherung
In jeder Lebensversicherung laufen Beträge auf, die als Ansparreserven geparkt oder an die Kunden ausgeschüttet werden können. Die Intention der Gesellschaft ist dabei klar: In Zeiten knapper Kassen halten sie ihr Geld lieber zusammen. Allerdings schreiben Gesetze eine bestimmte Ausschüttungsquote bei jeder Lebensversicherung vor. Seit 2008 liegt diese Quote bei 50 % bezogen auf die stillen Reserven. Auch für die private Krankenversicherung gilt diese Regelung. Bei der Auszahlung der Lebensversicherung muss der Kunde automatisch seinen Anteil erhalten.
Laut Finanztest funktioniert das jedoch längst nicht in jedem Fall, und schon gar nicht automatisch. Erst wenn der Inhaber der Lebensversicherung seinen Anteil explizit einfordert – dessen Höhe er kennen und angeben muss – bekommt er ihn ausgezahlt.
Finanztest befragte hierzu die Kunden verschiedener Gesellschaften und ermittelte, dass von 260 befragten Personen lediglich 65 % hinreichende Auskunft über die Reserven ihrer Lebensversicherung erhielten. In 26 % erhielten die Kunden gar keine Auskunft über die Rücklagen ihrer Lebensversicherung; weniger als 50 % wurden beteiligt.
Größenordnungen der Reserven
Laut Finanztest erhielt ein HDI-Gerling-Kunde nur nach hartnäckigem Nachfragen die entsprechenden Auskünfte und bekam schließlich 1.595,- € ausgezahlt. Bei der LVM werden Kunden gar vertröstet. Nur „gegebenenfalls“ kämen Bewertungsreserven zur Auszahlung hinzu, die jedoch in Stichprobenfällen tatsächlich nicht ausgezahlt wurden. Dabei hat der Versicherer mit der Kapitalanlage Renditen erwirtschaftet: Bei der LVM waren es im Jahr 2008 insgesamt 129 Millionen Euro.
Ähnliche Größenordnungen dürften sich bei allen Versicherern finden lassen, die letztendlich zur Auszahlung kommen müssen, ob die Gesellschaften dies wollen oder nicht. Finanztest fordert entsprechend mehr Transparenz, eine unaufgeforderte Information der Kunden und selbstverständlich die Auszahlung der Rendite, auf die jeder Kunde ohne jede Nachfrage oder Mahnung Anspruch hat.