Unisex-Tarife werden ab dem 21.12.2012 Pflicht bei den meisten Versicherungspolicen; geschlechtsspezifische Unterschiede soll es nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes dann nicht mehr geben. Damit werden europäische Antidiskriminierungsrichtlinien umgesetzt, was an sich erfreulich ist. Die ersten Versicherer preschen nun vor und kalkulieren bestimmte Policen als ‘unisex’, also mit gleichen Preisen für Frauen und Männer. Cosmos Direkt bietet beispielsweise ab sofort dieRisikolebensversicherung mit einem Unisex-Tarif an. Das Analysehaus Morgen & Morgen hat die Angebote unter die Lupe genommen.
Einschätzung von Morgen & Morgen
Die Analysten von Morgen & Morgen bewerten die ersten Unisex-Policen einzelner Versicherer wie Cosmos Direkt vorsichtig bis skeptisch. Zwar ist es durchaus zu begrüßen, dass die Branche nicht bis Dezember wartet, um sich unisex am Markt zu positionieren. Dennoch schätzt ein Sprecher von Morgen & Morgen die meisten Angebote als schlecht vergleichbar und unübersichtlich ein.
Die Preisveränderungen wegen der Unisex-Tarife betreffen nahezu alle Sparten, besonders starke Anpassungen wird es bei der Renten-, Lebens-, Kfz- und Risikolebensversicherung geben. Bei Letzterer ist Cosmos Direkt Marktführer und nimmt nun das Heft des Handelns in die Hand. Schon in der vorletzten Juniwoche 2012 werden die neuen Unisex-Policen von Cosmos Direkt angeboten.
Das Problem hierbei sind die tatsächlich unterschiedlichen Risiken beider Geschlechter, die sich bislang in der Tarifgestaltung niederschlugen. Eine Nivellierung auf einen Einheitspreis kann somit nicht gerecht sein, weshalb nun ein Geschlecht mehr, das andere weniger zahlen wird. Das könnte zuVerzerrungen am Markt führen, infolge derer die Preise insgesamt steigen würden.
Übergangslösungen oder echte Unisex-Tarife?
Die Experten von Morgen & Morgen warnen ebenso wie andere Fachleute bei den jetzt angebotenen Policen vor Übergangslösungen, die über den Jahreswechsel hinaus kaum Bestand haben dürften.
Noch können die Versicherer experimentieren: So bringt Cosmos Direkt für dieRisikolebensversicherung zunächst den billigeren Tarif für Männer auf den Markt. Diese können über 20 % sparen. Der um 16 % teurere „Frauentarif“ folgt erst im Dezember. Damit kann die Gesellschaft einen finanziellen Vorsprung schaffen, falls sich die Frauen in Zukunft bei diesem Produkt sehr zurückhalten.
Diese „Werbeaktion“ ist durchaus erlaubt, sie könnte nur keinen kalkulatorischen Bestand haben, wenn im Dezember aus der Kür eine Pflicht für alle Gesellschaften und alle Tarife wird. Dementsprechend warnt Morgen & Morgen vor einer vorschnellen Beurteilung der Unisex-Policen. Derzeit herrsche “Verwirrung am Markt”.