Die Öffentlichkeit nimmt weitgehend an, dass in der privaten Krankenversicherung (PKV) vornehmlichMenschen mit einem überdurchschnittlich hohen Einkommen versichert sind. Diese Annahme wird durch die Vorschrift unterstützt, dass Angestellte die relativ hohe Jahresarbeitsentgeltgrenze (50.850,- € brutto) überschreiten müssen, um zu einer privaten Krankenkasse wechseln zu können.
Die wenigsten Privatversicherten sind Besserverdiener
Eine im Jahr 2008 erstmals unter wissenschaftlichen Kriterien durchgeführte und vier Jahre später veröffentlichte Studie über die sozioökonomischen Strukturen innerhalb der privaten Krankenversicherung hat nachgewiesen, dass tatsächlich nur 20 % der Mitglieder der privaten Krankenversicherung über ein Einkommen oberhalb der Jahresarbeitsentgeltgrenze verfügen. Dabei wurden Selbständige und Freiberufler mit einem entsprechend hohen Einkommen bereits mit eingerechnet.
Zu diesem überraschenden Ergebnis trägt nur unwesentlich bei, dass Privatversicherte ab einem Alter von 55 Jahren nicht mehr in die Gesetzliche Krankenversicherung wechseln können, wenn sich ihr Einkommen verringert. Auch Verträge für Ehepartner und Kinder Privatversicherter sind nicht die Hauptursache für den geringen Anteil von Menschen mit einem tatsächlich hohen Einkommen innerhalb der privaten Krankenversicherung.
Mehrheit der privaten Krankenversicherung bilden Beamte
Zu berücksichtigen ist bei der Bewertung der Studienergebnisse vielmehr, dass es sich bei vielen Privatversicherten um Beamte handelt. Diese sind beihilfeberechtigt und müssen nur den die Beihilfe übersteigenden Teil der Krankheitskosten durch eine Private Krankenversicherung abdecken. Beamte mit Beihilfeanspruch erhalten den Zugang zur PKV selbstverständlich unabhängig von der Höhe ihrer Bezüge.
Berufsgruppen ohne Einkommensgrenze
Ebenfalls ohne Rücksicht auf die Einkommenshöhe dürfen sich Studenten, Selbständige und Freiberufler für eine private Krankenkasse entscheiden. Aber auch der Anteil dieser Gruppen an der Gesamtheit der Privatversicherten ist relativ gering.
Hingegen sind überdurchschnittlich viele Rentner und Pensionäre in der privaten Krankenversicherung vertreten, so dass sich der Anteil der nicht aktiv erwerbstätigen Mitglieder aller privaten Krankenkassen bereits auf 50 % Prozent der Gesamtmitgliederzahl beläuft.
Weitere Details der vom Wissenschaftlichen Institut der privaten Krankenversicherung in Auftrag gegebenen und finanzierten Studie zeigen, dass 65 % der Privatversicherten verheiratet und 20 % noch ledig sind. Die fehlenden Prozente verteilen sich auf verwitwete und geschiedene Mitglieder. Die Studie ist seit Mitte 2012 öffentlich zugänglich.