PKV-Verband währt sich gegen Einheitsversicherung

Im Ausland wird das deutsche Gesundheitssystem vielfach beneidet, denn es gilt als eines der Besten. Trotzdem entwickelt sich die Frage um die Neuausrichtung des bisherigen dualen Krankenversicherungssystems zu einem zentralen Wahlkampfthema.

Während Vertreter der CDU, CSU und FDP keinen großen Änderungsbedarf sehen, fordert dieOpposition vehement den Einstieg in eine Einheitsversicherung (Bürgerversicherung).  EinZehn-Punkte-Plan der Bertelsmann Stiftung und des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) gibt den Befürwortern einer Einheitsversicherung neue Argumente an die Hand.

Wie soll PKV und GKV zusammengeführt werden?

Der Plan der Bertelsmann Stiftung und des vzbv sieht keine sofortige Auflösung der privaten Krankenversicherung (PKV) vor. Allerdings dürfen Neuversicherte nicht mehr in die PKV eintreten. Für Beamte und Selbstständige soll ein separater Tarif angeboten werden, der auch bestehende Beihilfeansprüche berücksichtigt. Die Mindestbeitragsbemessungsgrundlage für Selbstständige soll dabei abgesenkt werden.

Gleichzeitig ist beabsichtigt, neben dem Gehalt auch Mieteinnahmen für die Beitragsberechnung mit heranzuziehen. Grundsätzlich soll sich die Einheitsversicherung an dem jetzigen System der gesetzlichen Krankenversicherung orientieren. Werden diese Vorschläge umgesetzt, wäre mittelfristig das Aus der privaten Krankenvollversicherung besiegelt. Da verwundert es nicht, dass nach Veröffentlichung des 10-Punkte-Planes die Kritik vom Verband der privaten Krankenversicherung e.V. (PKV-Verband) nicht lange auf sich warten ließ.

PKV-Verband lehnt radikalen Umbruch ab

Mit Anfechtungen und Kritik muss die Private Krankenversicherung schon seit längerem leben. Insbesondere die hohen Beiträge im Alter sind untragbar, wie vzbv-Chef Gerd Billen feststellt. Den Vorwurf von Volker Leienbach vom PKV-Verband, dass massiv Verbraucherrechte eingeschränkt werden, weist er zurück. Vielmehr sei dieEinheitsversicherung aufgrund der gestiegenen Beiträge für viele Versicherte der PKV eine interessante Alternative zum jetzigen System.

Daher soll den bisherigen privat Krankenversicherten bei Einführung einer integrierten Krankenversicherung ein Wechselrecht eingeräumt werden. Aber nicht nur die Einschränkung der Verbraucherrechte stört Leienbach. Aus seiner Sicht gefährdet diese „Radikaloperation“ ein Gesundheitswesen, mit dem die überwiegende Zahl der Bevölkerung zufrieden ist.

Der PKV-Verband verweist dazu auf eine aktuelle Allensbach-Umfrage. 82 % der Menschen sind mit dem heutigen Gesundheitswesen zufrieden. Bei den Privatversicherten beträgt der Anteil sogar über 90 %.

Richtungsänderungen frühestens nach der Bundestagswahl

Angesichts der kontroversen Vorstellungen der beiden politischen Lager zur Gestaltung des deutschen Krankenversicherungssystems ist mit Änderungen erst in der neuen Legislaturperiode zu rechnen. Unstrittig ist, dass das bestehende System Änderungen bedarf, um langfristig medizinische Versorgung in der gewohnt hohen Qualität gewährleisten zu können.