Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) positionierte sich in den letzten Tagen erneut für den Erhalt der privaten Krankenversicherung. Dafür erhält er vom PKV-Verband und von Seiten der Ärztevertreter viel Beifall. Dagegen werden Befürworter der Bürgerversicherungdurch die Ergebnisse einer im Auftrag des AOK-Bundesvorstandes vorgenommenen Umfrage gestärkt.
Ein Drittel aller Privatversicherten möchte wieder in die GKV
Regelmäßig erhalten Mitarbeiter der AOK Schreiben von Versicherten der PKV, die wieder einen Wechsel in die Solidargemeinschaft der GKV wünschen. Darauf verweist Jürgen Graalmann, geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbandes. Dem Wunsch von fast jedem Dritten Versicherten der PKV sollte durch gesetzliche Änderungen nachgekommen werden.
Graalmann fordert daher die Schaffung eines integrierten Versicherungsmarkts, in dem für alle die gleichen gesetzlichen Rahmenbedingungen herrschen. Privatpatienten muss die Möglichkeit eingeräumt werden, wieder ohne Nachteile in die GKV wechseln zu können. So sollten Altersrückstellungen bei einem Wechsel nicht im PKV-System verbleiben. Grundsätzlich sind die Hürden für eine Rückkehr in die Gesetzliche Krankenversicherung zu hoch.
So kann ein Selbstständiger nur bei Aufnahme einer versicherungspflichtigen Beschäftigung wieder den umfassenden GKV-Schutz erhalten. Möchte ein Privatversicherter nach Vollendung des 55. Lebensjahres zurück, ist dies so gut wie ausgeschlossen. Stefan Reker vom PKV-Verband sieht die Stimmung unter den Versicherten anders.
Kunden sind laut PKV-Verband sehr zufrieden
Über 96 % der von Assekurata, einem führenden Analysedienst, befragten PKV-Versicherten ist mit seinem Versicherer zufrieden. Mehr als 90 % würden sich erneut für die PKV entscheiden. Reker unterstreicht, dass das bestehende duale Krankenversicherungssystem sich in Deutschland bewährt hat.
Fehlender Wettbewerb nach der Einführung einer Einheitsversicherung würde wahrscheinlichzu einer schlechteren Gesundheitsversorgung im Lande führen. Dagegen führt der aktuelleWettbewerb zwischen der PKV und GKV zu Leistungsanpassungen auf beiden Seiten. Viele der gesetzlich Krankenversicherten können mittlerweile z. B. Leistungen der Homöopathie oder Osteopathie in Anspruch nehmen. Für Versicherte der PKV haben viele Unternehmen im Rahmen der Einführung der Unisex-Tarife z. B. die Leistungen im Rahmen der Psychotherapie verbessert.
Die zukünftige Ausrichtung des deutschen Gesundheitssystems ist nicht nur unter den Vertretern der Krankenversicherung umstritten. Auch die Politik ist in zwei Lager geteilt.Während sich die SPD klar zur Bürgerversicherung positioniert hat, tritt die CDU weiterhin für das bestehende System ein. Interessant bei dieser Betrachtung sind Zahlen des Umfrageinstituts TNS Emnid, auf die der PKV-Verband verweist. Danach würden über 20 Millionen gesetzlich Versicherte gern in die PKV wechseln, wenn es möglich wäre.