Die Abschaffung der Gebühr verspricht mehr Geld für die Patienten und weniger Bürokratie für die Arztpraxen. Währenddessen müssen die Krankenkassen mit Einbußen rechnen und in Erwägung ziehen ihre Beiträge zu erhöhen. Somit ergeben sich aus der Streichung sowohl Vor- als auch Nachteile für alle Beteiligten.
Die Praxisgebühr wird ab 2013 abgeschafft, was Patienten und Arztpraxen gleichermaßen aufatmen lässt. Nur die Krankenkassen verlieren etwas Geld, netto wird der Fehlbetrag auf etwa 1,7 Milliarden Euro geschätzt. Die Praxisgebühr erschien auch Experten als unsinnig, ohne Lenkungswirkung und zudem mit lästiger Bürokratie behaftet. Dass sie nun abgeschafft wird, basiert nicht zuletzt auf einem “Kuhhandel” zwischen FDP und Union: Für die Abschaffung der Praxisgebühr stimmten die Liberalen beim Koalitionsgipfel Anfang November 2012 dem Betreuungsgeld zu.
Was bringt die Abschaffung der Praxisgebühr?
Zunächst einmal etwas mehr Geld für die Patienten, etwas weniger unangenehme Bürokratie für die Arztpraxen (die als Eintreiber der Gebühr fungierten), etwas weniger Geld für die Krankenkassen, die eventuell da und dort Zusatzbeiträge erheben könnten und somit eine bessere Reputation für die FDP. Diese kann eine Imageaufwertung dringend gebrauchen, weshalb die Abschaffung der Praxisgebühr ganz sicher auch wahltaktischen Überlegungen zu verdanken ist. Immerhin hatten die Liberalen von Anfang an gegen die aus ihrer Sicht unsinnige Gebühr gekämpft, und damit hatten sie wohl auch recht. Eine Lenkungswirkung durch die Praxisgebühr konnte tatsächlich nie beobachtet werden, Patienten gingen deshalb nicht seltener zum Arzt, die Abschaffung erscheint logisch. Schon ab dem 1. Januar 2013 ist sie Realität, niemand muss dann noch 10 Euro in der Arztpraxis auf den Tresen legen.
Was ändert sich noch für die Patienten?
Bei den Zuzahlungen für Medikamente bleibt alles beim Alten, nach wie vor zahlen die gesetzlich Versicherten zehn Prozent pro Packung zu, maximal zehn, aber minimal fünf Euro. Ein großer Vorteil ergibt sich durch die wegfallende Gebühr hinsichtlich der Facharztbesuche – der Umweg über den Hausarzt entfällt künftig. Womöglich gewinnen Ärzte in Zukunft auch wieder mehr Zeit für ihre Patienten, denn im vergangenen Jahrzehnt wendete jede Arztpraxis jährlich 120 Stunden nur dafür auf, die Praxisgebühren einzuziehen. Für den entstehenden Verwaltungsaufwand kalkulierten allein die Krankenkassen für sich 300 Millionen Euro jährlich ein, die nun entfallen.
Daraus ergibt sich die Netto-Mindereinnahme von 1,7 Milliarden Euro, denn eigentlich kostet die Abschaffung der Gebühr die Krankenkassen sogar zwei Milliarden Euro pro Jahr. Auch die Arztpraxen werden sparen, auf jeden Fall Zeit, wahrscheinlich auch Geld. Beides dürfte ihren Klienten zugutekommen. Sollten allerdings wieder mehr Menschen zum Arzt gehen, weil die quartalsweise Zuzahlung nun entfällt, könnte sich das Zeitkontingent der Ärzte und ihrer Praxen doch wieder einschränken. Inwieweit das geschieht, ist offen. Experten erwarten zumindest anfangs einen Anstieg der Patientenzahlen um rund zehn Prozent.